Text + Fotos: Uwe Conrad
Am Donnerstag, den 18. Juni 2015 war es wieder so weit: Nachdem Frank Hauke-Steller bereits am Abend zuvor gegen 21 Uhr aus Berlin angereist war, stand um 7:30 Uhr der „Neue“ vor der Haustür: Herbert Lammers. Nach zwei Kaffee und Packen des Autos ging es um 8 Uhr auf nach Ahlen, um Franz Schneider abzuholen. Anschließend sammelten wir den nächsten „Neuen“, Franz Bücker-Gärtner, in Liesborn ein und tauschten das Auto, einen Multivan mit sieben Sitzen. Endlich konnte die Reise in unser Arbeitsgebiet Leutasch richtig beginnen.
Unterwegs nahmen wir schon mal Kontakt mit dem sechsten ehrenamtlich Tätigen, Wegewart Daniel Karl, auf, der bereits selbstständig aus Köln angereist war, und organisierten das Karwendeltaxi, welches uns um 17 Uhr bei Barbara und Andreas, bei denen wir seit Jahren untergebracht sind und herzlichst bewirtet werden, abholte.
Nach zunächst hektischem Umpacken erreichten wir ca. eineinhalb Stunden später die Kastenalm (1.220 m ü. NN) im Talschluss des Hinterautals, wo uns bereits Thomas Lehner, Hüttenwirt des Hallerangerhauses (1.765 m ü. NN), mit seinem Auto abholen wollte, da es bereits zu regnen begonnen hatte. Drei nahmen die Einladung gerne an, die zwei Neuen und ich ließen es sich jedoch nicht nehmen, auch im Regen die zwei Stunden Aufstieg in Kauf zu nehmen. Dort verbrachten wir wieder eine herzlich schöne Zeit unter Freunden. Und mit Besteigung der Sunntigerspitze (Suntiger, 1.776 m ü. NN), wieder im Regen, bereiteten wir uns auf den kommenden Arbeitseinsatz vor. Nachdem wir dann am Samstag nach Lochlehn zurückgekehrt waren, komplettierten wir unsere Vorbereitungen noch durch eine fünf bis sechs Stunden dauernde Wanderung am Sonntag nach Ellmau, wo kurz zuvor der G7-Gipfel getagt hatte und noch deutlich die Überbleibsel der Absperrungen zu sehen und die Atmosphäre zu spüren waren.
Montag, 22. Juni: Bauhof, 11 Grad und … kein Regen! Ungewohnt. Auch dort wurden wir wieder herzlichst empfangen, stellvertretend für alle, insbesondere durch Martin Itzl und Andreas Steuxner. Und endlich ging es wieder los: diesmal wieder ins Gaistal zur Niederen Munde (2.059 m ü. NN), ein Grateinschnitt der Mieminger Kette und als Abstieg im Übergang der Hohen Munde (2.662 m ü. NN) über das Sonnenplateau zu erreichen. Der Einstieg unsererseits erfolgte auf der südlichen Achenseite gegenüber der Tillfussalm. Endlich könnten wir aufgrund der hohen Anzahl der Helfer (wir sechs und Martin mit zwei weiteren Helfern vom Bauhof) von dort den Steig komplett ausschneiden und markieren (rot-weiß-rot, quer). Der erste Tag war geschafft.
Dienstag, 23. Juni: 7 Uhr, Bauhof und … Regen, ca. 13 Grad. Also alles wie immer! Voll bepackt mit mehreren Knipsen und zwei Motorsägen, ging es zum Franzosensteig und zum Zustieg der Ederkanzel (1.200 m ü. NN). Das Gebäude des Berggasthauses steht in Bayern und die Terrasse befindet sich auf Tiroler Flur, von wo man einen herrlichen Blick in drei Täler, Leutasch-, Ferchenbach- und Isartal, und auf das Wetterstein- und Karwendelmassiv hat. Über die Jahre (zuletzt vor ca. acht Jahren gepflegt) stark zugewachsen, konnten wir die Wege – wieder aufgrund der hohen Anzahl an Helfern und der bereits oben genannten Geräte – nahezu vollständig wiederherstellen.
Mittwoch, 24. Juni: 7 Uhr, Bauhof. Aufgrund der guten Wetterprognosen für die nächsten zwei Tage sollte der Höhepunkt des diesjährigen Arbeitseinsatzes folgen: Ein Trupp ging über das Bergleintal, der andere Trupp (Martin, Andreas, Daniel, Herbert und ich) ging zunächst über einen ca. 400 m langen Aufstieg ins Puittal, wo man an eine wunderschöne großflächige Bergwiese auf ca. 1.600 m ü. NN gelangt. Von dort hält man sich nach kurzer Zeit rechts, wo es auch schon mit dem Ausschneiden der tief in den Weg hineinragenden Latschen (Bergkiefern) begann. Begleitend erneuerten wir die Markierungen, die zum größten Teil schon verwittert waren. Nach mehreren Stunden erreichten wir den Söllerpass (2.259 m ü. NN).
Martin und Andreas gingen zur Leutascher Dreitorspitze, konnten aber wegen starker Ausgesetztheit und auch erheblicher Schneereste keine Ausbesserungsarbeiten vornehmen.
Herbert und ich stiegen über das sogenannte Leutascher Platt ab: eine riesige Karstfläche, die sich von der Leutascher Dreitorspitze bzw. vom Partenkirchener Dreitorspitz talwärts zieht. Auch erneuerten wir die Markierungen und verkürzten zum Teil die Abstände. Von einer Begehung bei schlechter Witterung oder gar Nebel ist dennoch zwingend abzuraten, da die Gefahr des Verlaufens mit damit verbundener Lebensgefahr zu hoch wäre! Nach einem dann noch folgenden steilen Anstieg zur Meilerhütte (2.366 m ü. NN) trafen wir uns wieder.
Auch der über das Bergleintal aufsteigende Trupp hatte über mehrere Stunden Lawinenschäden beseitigt, Latschen ausgeschnitten und ebenfalls markiert. Nach einem lebendigen Ausstauch beider Trupps und einem unvergesslichen Sonnenuntergang übernachteten wir auf der Meilerhütte, um am nächsten Tag gemeinsam über das Bergleintal abzusteigen.
An der sogenannten Schäferhütte erneuerten wir noch eine Sitzbank und erreichten nach mehreren Stunden Abstieg den Bauhof, wo das obligatorische Abschiedsfest begangen wurde.
Wieder köstlich bewirtet durch die „Mädels des Tourismusbüros“, ließen wir nach erfolgreich getaner Arbeit gemütlich, kurzweilig und herzlich den Abend ausklingen.
Freitag, 26. Juni: 7:30 Uhr, Bauhof. Ein letztes Mal packten wir die Arbeitsgeräte und komplementierten den erfolgreichen Arbeitseinsatz in gewohnter Weise.
Am Samstag traten wir dann wieder die Heimreise an, nicht ohne uns im Tourismusbüro und bereits am Vortag von allen verabschiedet zu haben – in Vorfreude auf das kommende Jahr.
Hoffentlich erneut in hoher Anzahl der Helfer, ohne die wir nicht die geleistete Arbeit erbracht haben könnten.