Text und Fotos: Bernd Limbach
Der diesjährige Alpinkurs führte die Teilnehmer zum Gepatschhaus ins tirolerische Kaunertal. Das Gepatschhaus ist die älteste Schutzhütte in den Ötztaler Alpen und urgemütlich. Sie verfügt sowohl über Lager als auch Mehrbettzimmer und die Verpflegung ist hervorragend.
Nachdem alle Teilnehmer (namentlich Barbara, Engelbert, Caroline und Veronica, Adalbert sowie Daniel mit Gattin Kristina und deren Nachwuchs Michel) eingetroffen waren, schlugen wir uns beim Abendessen erst einmal den Bauch voll. So eine Anreise macht hungrig.
Auch wenn das Gepatschhaus nur auf ca. 1.900 m liegt, so können empfindliche Menschen bereits die Höhe spüren und sogar höhenkrank werden. Aus diesem Grund starteten wir den ersten Kurstag mit der Begehung des „Holderli-Seppl-Klettersteigs“. Dieser ist vom Gepatschhaus in ca. 20 Gehminuten im Fernergries zu erreichen, mit der Schwierigkeit B bewertet und führt wildromantisch via wackeligen Seilbrücken und festem Fels durch eine kleine Schlucht mit tobendem Wasser. An geeigneter Stelle wurde das Nachsichern eines schwächeren Klettersteiggehers mittels Halbmastwurf vermittelt.
Das Fernergries bietet aber nicht nur den Klettersteig, dort sind ebenfalls diverse Kletterrouten eingebohrt. Besonders Caroline und Veronica, unsere expeditionserfahrenen Nachwuchsalpinistinnen (jdav-Hohenzollern-Expedition), waren bis auf die Finger- und Zehenspitzen mit Adrenalin vollgepumpt, um ihre Kletterkünste am Naturfels zu probieren. Aber auch Barbara und Engelbert sowie Adalbert und Daniel waren neugierig auf den Fels. Ein halber Tag reichte da definitiv nicht aus!
Und so statteten wir am nächsten Tag dem Fernergries erneut einen Besuch ab. Barbara und Engelbert begnügten sich mit Routen im Toprope. Die beiden jungen Mädels sowie Adalbert und Daniel übten sich derweil im Vorstieg. Im linken Teil des Klettergartens warteten drei Mehrseillängenrouten, die geklettert werden wollten. Standplatz war also ebenfalls ein Thema. Dann mal los: Veronica und Caroline ganz links, Adalbert und Daniel ganz rechts. Das klappte auch ganz gut, wenn da nicht die dunklen Wolken gewesen wären. Deshalb bauten die beiden Mädels am zweiten Standplatz einen Abseilstand. Adalbert und Daniel wurden – gesichert an einem Geländerseil – zum Abseilstand geschickt, während der Bernd alles abbaute und als Letzter wieder am Wandfuß ankam. Es regnete leicht.
Aber nicht nur Klettern und Klettersteig stand auf dem Programm. Auch ein Hüttenwechsel für eine Nacht war Bestandteil des Kurses. Ca. 4 Gehstunden vom Gepatschhaus entfernt liegt die Rauhekopfhütte an exponierter Stelle in ca. 2.750 m Höhe. Nachdem die Steigeisen angezogen waren, begann bereits der erste Kontakt mit dem Eis des Gepatschferners. Trittschulung war angesagt und derweil arbeiteten wir uns langsam in größere Höhen. Leider ist der Eisfall nicht mehr so imposant wie zwei Jahre vorher, die Erwärmung hat den Eistürmen doch sehr zugesetzt. Unterhalb des Eisbruchs bogen wir nach Westen zur Rauhekopfhütte ab. Vor dem Abendessen stiegen wir noch weiter auf und erreichten die große Gletscherfläche des Gepatschferners. Barbara war glücklich!
Wie das Abendessen, so nahmen wir das Frühstück ebenfalls bei Kerzenschein zu uns. Da die Stromversorgung der Hütte ausschließlich über Solarzellen erfolgt, bleibt Strom der Küche vorbehalten. Nachdem am Morgen wieder alle Rucksäcke gepackt waren, stiegen wir ab, um die Kameradenrettung mit dem Mannschaftszug zu üben. Dabei wurden einige Dinge deutlich:
-
Durch den Zweiten der Seilschaft müssen eindeutige Anweisungen gegeben werden.
- Die Kommunikation bis zum letzten Seilschaftsmitglied (hier 6) war schwierig, da dieser sehr weit weg steht. Alle Seilschaftsmitglieder müssen sich im Falle eines Spaltensturzes vollkommen auf die Rettung konzentrieren.
- Der Zweite der Seilschaft hat zu beachten, dass der Gestürzte beim Herausziehen nicht an einer Schneewechte zerquetscht wird.
Spaßig war dann auch noch das Schnuppern des Steileises. Mit Frontalzacken und zwei Eisgeräten im Eis zu klettern, erzeugte glitzernde Augen. Besonders die Eisgeräte ins Eis zu schlagen, gefiel.
Die letzte Herausforderung war der Rettungshubschrauber, der über uns kreiste. Offensichtlich war irgendwo am Gletscher also etwas passiert. Wir signalisierten, dass bei uns alles okay war, und er drehte ab. Bei einer auf Eis kommenden Gruppe war eine Person umgeknickt, die mit dem Hubschrauber abtransportiert wurde. Wenn wir jetzt nur mal geschaltet und Kristina umgehend informiert hätten, dann hätten wir alles richtig gemacht!
Weitere Bilder: