Text: Christian Huster, Fotos: Christian Huster/Cornelia Brünenkamp/Karin Graßhoff/Herbert Bauch
In der zweiten Augustwoche sind wir zu siebt zu unserer Hüttentour in Südtirol aufgebrochen. Einschränkungen durch Corona hatten wir nur geringfügig. Geplant war, gemeinsam in einem Bulli zu reisen. Die Reisebeschränkungen in Österreich ließen dies leider nicht zu, so dass wir mit 2 PKW angereist sind. Bereits am Penser Joch (Abfahrt Sterzing am Brenner) konnten wir einen hervorragenden Panoramablick ins Sarntal genießen und uns auf die anstehenden Wanderungen freuen. Nach Abfahrt über die Passstraße trafen wir an unserem Übernachtungsquartier in Astfeld ein. Am Abend konnten wir uns noch Sarnthein, den größten Ort im Sarntal, anschauen. Beim anschließenden gemeinsamen Abendessen ließen wir den Tag ausklingen.
Unsere erste Etappe stand am nächsten Morgen an – das Rittner-Horn-Haus auf dem gleichnamigen Berg. Der Wanderbus vom Tourismusbüro nahm uns die ersten 400 Höhenmeter ab und brachte uns zum Wanderparkplatz Riedelsberger Höfe. Von da an ging es per pedes 1.120 Meter in die Höhe. Über die Sarner Scharte und anschließend zum Gasteiger Sattel waren steile Passagen zu bewältigen; das letzte Teilstück verlief fast eben auf dem Grat Richtung Rittner Horn. Bei strahlendem Sonnenschein und hervorragender Fernsicht luden die nahen Dolomiten sowie die Seiser Alm immer wieder zu eindrucksvollen Ausblicken ein. Da wir in unserer Unterkunft die einzigen Gäste waren, wurden wir rundherum verwöhnt.
Am zweiten Tag lag die Wegstrecke zum Schutzhaus Latzfonser Kreuz an. Der Weg führte über wunderschöne Wiesenpfade und Almen; ein ständiges Auf und Ab, so dass auch hier wieder 820 Meter in der Höhe zu bewältigen waren. Vorbei am Totensee, dem Totenkirchl, über das Prackfiederer Jöchl erreichten wir die höchstgelegene Wallfahrtskirche Südtirols auf 2.311 m. (Ursprünglich war das nebenan gebaute Schutzhaus als Unterkunft für die Wallfahrer gebaut.)
Die Sonne meinte es auch am dritten Tag sehr gut, so dass die eine oder andere Hautrötung einer Bedeckung bedurfte. Der Weg verlief größtenteils über den Durnholzer Höhenweg, welcher über Feld- und Wiesenpfade führte; immer mit tollen Ausblicken ins Tal. Das heutige Tagesziel, die Flaggerscharten-Hütte, ist von beiden Zuwegen nur über felsige Steige mit Klettereinlagen zu erreichen. Mit 2.481 m war dies auch das höchstgelegene Quartier unserer Wanderwoche.
Obwohl sehr abgelegen, fanden sich hier mehrere Übernachtungsgäste ein. Ein Wanderfreund sorgte mit Gitarre und Gesang für eine gemütliche Stimmung, die die ganze Gaststube erfüllte.
Beim Aufbruch zu unserer vierten Etappe, dem Alpenrosenhof am Penser Joch, zogen Nebelschwaden durchs Gebirge. Tolle Lichtstimmung, aber auch mit deutlich kühleren Temperaturen. Einige Kletterpassagen hatten wir zu bewältigen, bevor wir wieder auf einen gut wanderbaren Gebirgspfad vom Astner Höhenweg gelangten. Besonders schön waren kurz vorm Penser Joch lange Passagen entlang des Gebirgsgrates mit fantastischen Aussichten ins Tal.
Vom Penser Joch führte uns das nächste Teilstück nach Weißenbach ins Hotel Rabensteiner Hof. Hier lag die Herausforderung im ersten Streckenabschnitt mit einem Anstieg von 460 m zum Gerölljoch und dem anschließenden Abstieg ins Tal von 1.300 m. Angekündigt waren Regenschauer gegen Nachmittag und Abend. Kurz vor Ankunft im Hotel schüttete es wie aus Eimern. Glücklicherweise erwischte uns der Regen erst auf den letzten Minuten unserer Tagesetappe. Den „Luxus“ dieser Unterkunft (3-Sterne-Hotel) konnten wir in vollen Zügen genießen. Neben einem Schwimmbad mit Liegen im Außenbereich schwitzten mehrere von uns in der Sauna.
Von Weißenbach führte uns die sechste Etappe wieder in die Berge zur Meraner Hütte auf 1.960 m. Das Wetter meinte es gut mit uns – es strahlte wieder die Sonne. Vorbei ging es an der im Berg hochgelegenen Kirche St. Johann, weiter bergauf zur Durralm, die zur Rast und Stärkung einlud. Über das Missensteiner Joch erreichten wir unsere gemütliche Unterkunft, die Meraner Hütte. Auch hier war bedingt durch Corona die Hütte nicht voll belegt.
Am letzten Tag wanderten wir über den E5 auf einem wunderschönen Wanderweg zum Auener Jöchl und stiegen von hier ins Tal nach Sarnthein ab. Nach kurzer Stärkung traten wir die Heimreise an.
Es war eine wunderschöne Woche trotz der vielen Anstrengungen der Wanderungen. Alle Mitwanderer waren sehr rücksichtsvoll, so dass immer eine harmonische Stimmung herrschte.
Der überwiegende Teil der Strecken führte über grünbewachsene Wege. Nur gelegentlich kamen uns mal Wanderer entgegen. Auf den Hütten war ebenfalls wenig Andrang. Vermutlich begründet sich dies in der allgemeinen Zurückhaltung vieler Wanderer gegenüber den Auflagen durch das Corona-Virus. Auf der gesamten Tour hatten wir nur geringe Einschränkungen erfahren. Hier galten die gleichen Regeln wie zuhause.
Insgesamt sind wir 90 km gewandert; 4.859 m auf- und 5.277 m abgestiegen.