Vom 10. bis 19. September 2008 weilte eine 49-köpfige Wandergruppe unserer Sektion unter der Leitung von Manfred Kolkmann und Siegfried Kaupa in St. Johann im Südtiroler Ahrntal. Nachdem wir am Mittwoch um 4 Uhr in Beckum gestartet waren, erreichten wir nach rund 900 km gegen 18 Uhr unsere Unterkunft, das 3-Sterne-Superior-Hotel Arne Wirt der liebenswürdigen Familie Kirchler. Hier fehlte es an nichts – sowohl die Zimmer als auch das Essen und die Bedienungen waren einfach bestens.
Zur Eingewöhnung an die Höhen gab es am Donnerstag zunächst eine Einlauftour, zu der wir uns mit unserem Bus zum Speikbodenparkplatz bringen ließen. Von dort ging es zunächst durch den Wald hoch zur Burg Taufers. Nach einer kleinen Verschnaufpause liefen wir weiter überwiegend über Waldwege bis zum Toblhof.
Nach Überquerung der Straße ging es weiter Richtung Toblkapelle, die man nach einem kleinen Anstieg, den allerdings nicht alle mitmachten, erreichte.
Von dieser stimmungsvollen Kapelle, die auf einem hohen Fels inmitten eines Waldgebietes liegt, hat man einen tollen Ausblick auf die Rieserfernergruppe (Schwarze Wand). Hier war einfach ein schöner Platz, um das Lunchpaket zu verzehren. Nach dem Abstieg vereinigten wir uns wieder mit den Nichtaufsteigern und liefen am Reinbach-Wasserfall vorbei über den Franziskus-Besinnungsweg, einen viel begangenen Pilgerweg.
Jeder Besinnungspunkt besteht aus drei Elementen: einer bildnerischen Darstellung, der entsprechenden Strophe aus dem Sonnengesang des heiligen Franziskus und einem Satz aus der Heiligen Schrift. Nach einer weiteren Pause am Parkplatz mit Einkehr- und Trinkmöglichkeit ging es dann weiter über Winkel und Sand in Taufers (größtenteils an der Ahr entlang) zurück zum Parkplatz des Speikbodens, von wo aus uns der Bus dann zum Hotel fuhr.
Am Freitag fuhren alle mit der Klausbergbahn in Steinhaus auf 1.600 m und wanderten zum 560 m höheren Klaussee. Die Berggruppe wählte dann den Weg über den 2.653 m hohen Rauchkofel, von dem man eine herrliche Rundumsicht hat, und den eindrucksvollen Pojenkamm. Beim Abzweig hinunter zur Gruber- und Niederhoferalm schlug das sonnige Wetter plötzlich um und bescherte uns neben kräftigem Wind auch zwei kleine Hagelschauer und einigen Regen, was doch bei einigen mit Gott sei Dank glimpflich verlaufenen Ausrutschern einherging. Nach einer kleinen Regenpause an der Niederhoferalm ging’s dann durch den Wald hinunter nach St. Johann.
Die Wandergruppe lief über die Aussichtspunkte Sattelnock und Breite Rast bei leicht bewölktem Himmel durchs Klausenbachtal zur Großklausenhütte. Nach einer Einkehr liefen dann die Wanderer hinunter zur Talstation zurück zum Parkplatz. Kurz nachdem alle im Bus saßen, setzte dann auch hier der Regen ein.
Vom nördlichsten Ort Italiens, Kasern, liefen alle anderntags bei blauem Himmel zur Lahneralm. Die Wandergruppe lief bei immer mehr Bewölkung den gleichen Weg zurück und machte dabei noch bei der Adleralm, bei der man von lustigen geschnitzten Holzfiguren begrüßt wird, Station. Mit dem Bus ließ man sich dann zurück zum Hotel bringen.
Die Berggruppe hatte ein etwas größeres Pensum zu absolvieren, denn sie nahm noch den Anstieg zur Birnlückenhütte in Angriff. Für den Rückweg wählte man den Lausitzer Weg. Auf diesem Höhenweg mit relativ wenig Auf und Ab durch viel Felsgestein fing es dann erst leicht an zu regnen und wurde noch schlimmer durch aufziehenden Nebel, so dass die normalerweise freie Sicht ins Tal und auf die Dreitausender nicht genossen werden konnte und die Gehzeit erheblich hinausgezögert wurde. Nach einer kurzen Rast an einer alten Zollstation (ehemals Neugersdorfer Hütte) ging’s dann über den Tauernweg bei feinem Nieselregen und Nebel hinunter nach Kasern. Hier kamen wir mit fast zweistündiger Verspätung an. Aber dank der Kommunikation über Handy hatte unser Busfahrer Walter die Wandergruppe schon vorab weggefahren und der Berggruppe eine Sonderfahrt zukommen lassen.
Wegen Regenwetters und vorhergesagter Unwetter, die dann aber doch nicht kamen, wurde am Sonntag nur eine kleine Tour gewählt. Wir ließen uns mit dem Bus auf halbem Weg zwischen Luttach und Weißenbach bringen und liefen zunächst zur Schwarzbachalm und über die Jausenstation Rotbach zur Jausenstation Stallila. Schon während der Einkehr hatte der Regen eingesetzt, so dass wir im Nassen den Straßenverlauf hinunter nach St. Johann wählten und den Nachmittag zur freien Verfügung hatten.
Fürs abendliche „Bergfest” hatten viele Mitreisende was vorbereitet, so dass es viel zu lachen gab bei den zahlreichen Vorführungen aus eigenen Reihen.
Am folgenden Tag stand bei Temperaturen etwas über dem Gefrierpunkt der Sonnenweg, auf dem wir immer wieder von leichten Schneeflocken begleitet wurden, von St. Jakob (dorthin ließen wir uns mit dem Bus bringen) zur Bizathütte an. Dort kehrten die meisten ein. Auch wenn der Wirt mit seiner Quetschkommode für gute Stimmung sorgte, mussten wir doch weiter, denn am Nachmittag stand eine Besichtigung einer Holzschnitzerei auf dem Programm. Während einige den direkten Weg am Frankbach entlang nach Mühlegg runter wählten, stiegen die meisten erst noch rund 300 m durch den Wald hinauf zur Frankbachalm und liefen dann über die Forststraße und die Jausenstation Platterhof, bei der noch eine kurze Einkehr erfolgte, hinunter. In Mühlegg trafen sich alle zu 16 Uhr beim Holzschnitzer Klaus Kirchler, der zunächst in einem kurzweiligen Vortrag die Schnitzkunst näher erläuterte und auch über frühere Zeiten, in denen es viel mehr Holzschnitzer und auch noch eine Schnitzschule im Ahrntal gab, allerlei zu berichten wusste. Im Anschluss konnten seine Werke wie Krippen, Krippenfiguren, traditionelle Holzschnitzereien, Musikinstrumente und auch zahlreiche Scherzartikel im Verkaufsraum in Augenschein genommen werden. Während dieser Zeit pickte er sich ein paar Leute aus der Gruppe heraus und bat sie in seine hinterste Stube. Zum Abschluss überraschte dann eine lustig verkleidete Musikkapelle mit allerlei amüsanten Instrumenten die Besucher, die viel Spaß an dieser ungewöhnlichen Vorführung hatten. Bei schattigen Temperaturen traten danach alle frohgelaunt den gut zwei Kilometer langen Heimweg an.
Am Dienstagmorgen war es nur knapp über null Grad und die Schneefallgrenze auf etwa 2.000 m gefallen, was bei einigen dafür sorgte, dass sie sich heute nicht der Berggruppe anschließen wollten. So ließ sich nur eine kleine Gruppe von zwei Frauen und fünf Männern zum Parkplatz Stefl bei Götsch (kurz hinter St. Peter) bringen und wagte bei bedecktem Himmel den Aufstieg durchs Hasental (Fuldaer Weg) über eine breite Forststraße. Leichte Schneeflocken waren ab etwa 1.600 m als Begleiter dabei. Als die Hasentalalmen in gut 2.100 m Höhe auftauchten, lag schon fast eine geschlossene leichte Schneedecke auf dem Felsgestein. Und der Föhn vom Norden war auch kräftig zu spüren, so dass Handschuhe und Stirnband gute Dienste leisteten. Doch vereinzelte sonnige Abschnitte und die Sicht auf die nicht mehr allzu weit entfernt scheinende Bretterscharte in 2.452 m ließen uns weitergehen, auch wenn manche Schneeverwehungen auf dem Pfad 20 und sogar 30 cm erreichten. Als wir kurz hinter dem Gipfelkreuz auf die andere Seite wechselten, war es zwar noch ganz schön kalt, aber der Wind plötzlich vorbei, kräftiger Sonnenschein und erheblich weniger Schnee, so dass wir hier unsere Mittagsrast einlegten. Danach ging’s gemütlich runter zur Durraalm, wo wir uns eine weitere Pause gönnten. Beim Abstieg nach Rein trafen wir dann am letzten Parkplatz auf dem Weg ins Knuttental auf die diesmal recht große Wandergruppe, die bei ebenfalls niedrigen Temperaturen und frischem Wind von Rein aus zu den Lobiser Schupfen (einer Reihe von malerischen Heuhütten) hoch lief und dann auf dem teilweise leicht verschneiten Höhenweg über die Durraalm zur Knuttenalm gelaufen war. Nach der verdienten Mittagspause im Warmen machte sich die Gruppe über die Forststraße aus dem Knuttental heraus auf den Rückweg nach Rein. Gleichzeitig trafen dann alle beim Bus ein und ließen sich zum Hotel fahren.
Am Mittwoch fuhren wir zum Speikboden. Nach dem Ticketkauf ließen sich alle mit den Gondeln der Speikbodenbahn rund 1.000 m höher bringen. Bei wolkenlosem Himmel wurde zunächst das Gruppenfoto gemacht, wobei leider einige fehlten, da sie erst im Bergrestaurant ein „kleines Geschäft” erledigen mussten. Die Berggruppe machte sich dann auf zum großen Panoramarundweg, der zunächst zum Kleinen Nock führte und schon hier prächtige Ausblicke auf das Ahrntal und die Zillertaler Alpen bot. Über den Großen Nock ging es dann weiter zum Speikbodengipfel (2.527 m), von dem alle einen wunderbaren Fernblick u. a. bis in die Dolomiten genießen konnten. Die imposante Kulisse forderte zum Verweilen auf, so dass wir uns hier zur Mittagsrast niederließen. Auf der auch weiterhin eindrucksvollen Wanderung machten wir eine weitere Pause bei der Trejeralm und fuhren anschließend mit der Speikbodenbahn zur Talstation, von wo aus der Bus uns zum Hotel brachte. Die Wandergruppe ließ sich mit der Sonnklarbahn noch etwas höher bringen und kam in der Nähe des Sonnklarnocks (2.390 m) zum atemberaubenden Ausblick auf die idyllische Landschaft. Nur hatte sie jetzt einen gewaltigen Abstieg vor sich, der über das Restaurant Mittelstation (Michlreis) hinunter nach Luttach führte. Hier nahmen welche den Linienbus nach St. Johann, andere liefen die Strecke. Als die Berggruppe ankam, genossen die Wanderer nicht nur die Sonnenstrahlen auf der Bierterrasse des Ahrner Wirts.
Beim gemütlichen Tanzabend im Hotel waren für gut drei Stunden jedenfalls noch genügend Kräfte vorhanden, die freigesetzt wurden. Ein einheimisches Duo (ein älterer und ein jüngerer Mann) in Lederhosen sorgte bei unserer Truppe mit viel abwechslungsreicher Musik und einigen Witzeinlagen für viel Gaudi und dass fast kein Auge trocken blieb.
Am letzten Wandertag ließ sich die Berggruppe mit dem Bus nach Weißenbach bringen und stieg bei erst bedecktem, dann immer mehr sonnigem Himmel in knapp drei Stunden zur Chemnitzer Hütte auf, machte dort Rast und lief danach zum Nevesstausee hinunter, wo sie mit der Wandergruppe zusammentraf, die sich bis nach Lappach hat bringen lassen und dann durch die Lappacher Klamm und über den Nevesweg zum Stausee hinauflief und diesen umrundete. Nach gemeinsamem Ausklang bei der Enzianhütte ging’s zu Fuß hinunter nach Lappach, von wo der Bus alle wohlbehalten zum Hotel zurückfuhr.
Die dunklen Wolken am Abreisetag konnten den Wanderern dann nichts mehr anhaben, denn die vorherigen neun Tage konnten überwiegend bei bestem Wanderwetter genossen werden. Freude kam bei vielen auf, als sie hörten, dass im nächsten Jahr der Vierwaldstätter See das Ziel der nächsten Zehntagesfahrt sein wird.