Text und Fotos: Emanuel Slaby
Vom 10. bis 17. September haben Siegfried und Margret Räcke die Klettergruppe Breitensport natürlich zum Klettern und Klettersteiggehen ins schöne Ötztal gerufen, und 14 Kletterhungrige sind dem Ruf gefolgt. Der Regenschauer im Ötztal am Samstag sollte zum Glück nur ein kleiner Schreck sein, damit wir uns über das hochsommerliche Wetter den Rest der Woche besonders freuen konnten.
Nachdem im Laufe des Sonntags alle Teilnehmer eingetroffen waren und wir uns an der neben unserem Campingplatz Längenfeld gelegenen Wand in Oberried an den Fels und die sportliche Bewertung gewöhnt hatten, waren wir am Montag in Nassereith im Klettergebiet Leiten und dem Gamspfeiler unterwegs und wurden in der Südlage von der heißen Septembersonne gegrillt.
Daher war für den Dienstag der Plan, um 7 Uhr auf dem Campingplatz abzufahren und die Mehrseillängenrouten am Gamspfeiler in der sanfteren Morgensonne anzugehen. Und so waren wir um 8 Uhr am Parkplatz und um kurz vor 9 Uhr nach einem Anstieg durch den Wald am Fuße der Route. Oliver und ich hatten uns das „Leben im Sonnenschein 5+/6-“ ausgesucht, das am Tag zuvor in der Hitze von Sonja und Thomas ohne Schwierigkeiten gegangen wurde. Der Wandfuß angenehm kühl im Schatten, der erste Standplatz aber schon in der Sonne, also nicht lange warten und los in meine erste 4-SL-Tour. Die erste Seillänge lief locker im Vorstieg, Oliver ging überschlagend die 2. SL durch und ich hatte etwas Respekt vor der 3. SL mit 6-, aber ohne genau nachzudenken, stand ich plötzlich am 3. Stand, natürlich in der Sonne! Also mit Sonnenbrillen die 4. SL hoch, wunderbarer Blick, nicht nur ins Tal, auch auf Benjamin und Siegfried in der „Herbstsonne“ neben uns … und das in unter einer Stunde … fast genauso lange brauchten wir zum Abseilen und Seilsortieren und standen um kurz vor 11 Uhr glücklich wieder am Wandfuß.
Wow, der Tag um 11 Uhr schon so perfekt gelaufen … also ab auf den Campingplatz, Sonnenliege?
Aber wir hatten noch Lust auf mehr … weiter oben die „Rolling Stones 5+“ mit 3 SL zum Ausklang. Als wir dort ankamen, war gerade eine Seilschaft am ersten Stand, das hieß warten, warten und einen Blick auf die „Höhlen-Traverse 7/7-“ gleich neben uns zu werfen: könnte vielleicht … hier ein Haken, dann dort … und Oliver: „Ach, ich probier’s einfach mal, wenn wir hängen bleiben, opfern wir schlimmstenfalls einen Karabiner“ – und los ging‘s. Hart erkämpft, angefeuert von Margret und Christiane, die in der „Via Platenigl“ nebenan kletterten, mittlerweile in der Mittagssonne, stand Oliver 22 m später am Stand und ich durfte mich im Nachstieg nicht nur einmal wundern, wie der das im Vorstieg gemeistert hatte.
Wow, der Tag um 13 Uhr noch perfekter. Jetzt Sonnenliege?
Später, denn auf dem Rückweg sahen wir vom Auto aus den Lehner Wasserfall, neben oder fast unter dem ein Klettersteig E hochgeht … das wäre doch der perfekte Ausklang, für den sich auch Christiane, Margret und Siegfried entschieden. Am Campingplatz Klettersteigset geschnappt und die 2 km zum Wasserfall gewandert. Der Klettersteig geht einfach los, hat dann aber ein paar steile C-Stellen und kommt zu einer Gabelung: rechts A/B mit kurzer Option E, links in Rot „E – extrem schwer, nur für Erfahrene“ … also klar nach links;-). Ganz nah an den Wasserfall und gute 30 m senkrecht, zum Teil überhängend, so dass unsere 7er-geschundenen Unterarme fast nicht mehr wollten. Ob das wirklich noch Klettervergnügen oder Kraftsport sein soll, war mir nicht so klar, aber der Blick, besonders von der Zweiseilbrücke genau über die Abbruchkante des Wasserfalls, ist eine Wucht! Oben auf der Aussichtsplattform bei einer kleinen Stärkung den Tag zu „einem perfekten (Kletter-)Tag“ gekürt und gemütlich zum Campingplatz zurück, diesmal wirklich Richtung Liegestuhl … und abends Spaghetti mit Siggis Spezial-Pepperonisauce.
Es folgte ein „märchenhafter Tag“ im Klettergebiet „Rote Wand – Märchenwald“ in Karres mit angenehm schattigen Sicherungsständen und der Pausenhängematte und einer kaum kletterbaren 6-, die unisono von „Meerjungfrau“ in „verspecktes Rutschding“ umgetauft und auf mindestens 7+ hochdiskutiert wurde.
Am Donnerstag machten einige Kletterpause, um in die Berge zu wandern, um am Freitag eine wunderschöne Woche mit lustiger Stimmung und viel Spaß an der Engelswand in Tumpen ausklingen zu lassen.
Ein perfekter Tag?
Eine perfekte Woche!