Text und Bilder: Dennis Polzin
Die Steine prasseln nieder und schlagen nur wenige Meter von mir entfernt in den Schnee. Ich bin extra in Sicherheit gegangen, doch so sicher fühlt es sich jetzt nicht mehr an. Die Situation, in der wir uns ab jetzt befanden, hat sich komplett gedreht. Immer wieder frage ich mich, wieso ich den Quatsch hier mache. Aber fange ich mal vorne an.
Es war ein schöner Abend, die Sonne verschwand in einem bizarren Farbspiel hinter den eindrucksvollen Gipfeln der Alpen. Auf der Muttekopfhütte kehrte langsam Ruhe ein und bei einem kalten Weizen überlegten Markus und ich, ob es nicht eine gute Idee wäre, den Plattenzauber durchzusteigen. Wir schauten uns die Tour an: Sie schien nicht so schwer zu sein, viele Passagen lagen im 5. und unteren 6. Grad. 4er gab es auch, zum Ende hin zweimal eine 6+. Eine davon ist 45 Meter lang. Die 18 Seillängen ergaben insgesamt 690 Meter zum Klettern. Die erste Seillänge ist Markus schon am Tag zuvor mit Siegfried gegangen und er sagte mir, dass die Tour auf jeden Fall machbar wäre. Wir machten also einen Zeitplan, sprachen alles genau durch und in diesen Moment war unsere Entscheidung gefallen. Wir packten noch die Taschen und gingen schlafen.
6 Uhr, mein Wecker klingelte und ich stand auf. Ich fühlte mich fit und war direkt richtig motiviert. Ich hörte, dass Markus auch wach war. Wir zogen uns an, gingen runter, frühstückten und packten unseren Proviant ein. Siegfried gab uns noch einen Notbiwak, wir legten die Walkie-Talkies mit Headset an, schnürten die Schuhe, Rucksäcke auf und: Action!
Na ja und dann geht man los. Die Stimmung war super: Wir funkten uns gegenseitig an, obwohl wir direkt nebeneinander gingen. Das legte sich jedoch schnell und die anfängliche Euphorie wandelte sich zu starker Konzentration. Dazu muss man wissen, dass es in den Alpen nur wenige Richtungen des Gehens gibt: hoch, runter und noch mehr hoch. Das gepaart mit steinigen und rutschigen Wegen und zusätzlich dem Gepäck für eine alpine Tour auf dem Rücken und am Gurt, macht diese Angelegenheit auch nicht viel entspannter. Markus erzählte mir noch ganz stolz, dass er vor dem Urlaub öfter Konditionstraining betrieben hat, um fit am Berg zu sein. Im ersten Moment lachte ich, doch später wusste ich, warum. Es war richtig hart und wir hatten nicht einmal die Hälfte des Weges geschafft. Vor uns lag ein Anstieg mit 150 Höhenmetern in sehr unwegsamem Gelände. Ich weiß noch ganz genau, dass mir auf halber Höhe dieses Anstiegs zum ersten Mal die Frage aufkam, wieso ich diesen Quatsch eigentlich mache. Aber es nütze nichts und wenig später sind wir dann auch oben.
Es war jetzt halb 8, wir waren 45 Min. unterwegs und befanden uns in der markanten Verengung der Südwandschlucht. Vor uns lag der Einstieg und wir schmissen erstmal die Sachen in die Ecke, tranken Wasser und genossen die morgendliche Sicht in die Gegend. Die Hütte war noch gut zu erkennen, jedoch ein wenig kleiner. Es war ein sehr schöner Morgen, die Sonne schien sogar, was in den letzten Tagen nicht so oft der Fall war. Die Aussicht war wunderschön und auch verdammt hart erkämpft. Hinter uns lag die Wand im Schatten. Sie wirkte kühl und imposant. Ich freute mich, dort zu klettern, hatte jedoch auch großen Respekt. Markus gab das Startsignal und es ging los.
Seil raus, Exen angehängt, Schuhe an, Chalk-Beutel auf, die erste Hand am Fels, der Fuß folgt, perfekt! Die ersten Meter laufen super. Ich klicke die erste Exe, alles klar, ich bin safe. Ich gehe weiter, immer die Augen auf die Füße gerichtet. Der Plattenzauber hat seinen Namen nicht ohne Grund. Nächste Exe. Die Abstände sind super … und – um ehrlich zu sein – ich möchte mir darüber auch keine Gedanken machen, denn in diesem Moment geht es mir ums Klettern und nicht ums Stürzen. Es läuft wie am Faden gezogen. Ich sehe den Stand, klicke mich ein und funke Markus an. „Stand.“ Die ersten 50 m sind geschafft. Das Seil ist nun frei, ich ziehe nach und Markus kann starten. Er sammelt die Exen ein, wir klatschen ab und er geht weiter. Er steigt souverän vor und erreicht seinen Stand, funkt mich an, ich mache frei, er zieht nach und ich starte durch.
Zwischendurch muss ich echt staunen, was für Passagen er gegangen ist. Ich frage mich, wie ich die Situation im Vorstieg gemeistert hätte: weite Abstände zwischen den Haken und gestanden auf nichts. Im Nachstieg hat man echt die Zeit, sich darum Gedanken zu machen. Gleiches habe ich aber auch während der Tour öfters von Markus gehört: „Wie kannst du das Ding nur so souverän im Vorstieg durchsteigen?“ Ich erreiche nun Markus und die ersten 100 m sind gegangen.
So geht es von jetzt an immer im Wechsel weiter. Wir hatten festgelegt, dass wir bis um 12 Uhr die 10.e Seillänge vor uns haben. Sollte das nicht der Fall sein, würden wir umdrehen. Die Passagen sind zum Teil echt schwer. Vor allem mental wurden wir gefordert. Irgendwann ging auch die Sonne verloren und die Wolke hing wie in den letzten Tagen am Gipfel fest. Die Temperatur fiel direkt richtig, so dass ich am Stand echt gefroren habe. Links und rechts konnte man noch Reste vom Schnee entdecken. Manche Stellen waren auch sehr windig. Markus hatte zum Glück noch Arm- und Beinlinge vom Radfahren mit. Erstere gab er mir. So blieben meine Unterarme wenigstens warm.
Irgendwann taten natürlich auch die Füße weh und das Wechseln der Schuhe am Stand fiel auch schwerer, kalte Füße, eine aufgeplatzte Blase, das machte das alles nicht leichter. Dann war es 12 Uhr. Anstatt in der 10. Seillänge waren wir in der 12. Wahnsinn! Wir hatten nur noch 6 Seillängen vor uns und somit gönnten wir uns eine Pause. Die tat richtig gut, wobei wir beide merkten, dass die Kraft langsam weniger wurde. Wir aßen und tranken was und sogar die Sonne zeigte sich wieder, was uns sehr erfreute. Die Aussicht war der Wahnsinn: Von hier aus konnte man schon längst die umliegenden Gipfel sehen. Die Muttekopfhütte war ziemlich klein geworden und im Hintergrund lag Imst. Es war der Hammer. Aber genug geträumt. Die Sonne verschwand und das war unser Startsignal. Wir kletterten weiter. Vor mir lag nun eine 45 m lange Tour im 6. Grad. Sehr schöne Kletterei auf sehr schmalen Tritten. Ich war froh, als ich oben meine Schuhe aus hatte. Markus ging danach eine 20 m lange 1 und dann standen wir vor einer imposanten grauen Wand, die fast senkrecht war. Ich hätte das niemals an dieser Stelle erwartet. 95 m, die uns nochmal richtig forderten. Ich ging die ersten 50 m und Markus hatte dann die lang ersehnte 6+ vor sich. Das Stöhnen wurde bis ins Tal gehört, zwischendurch kamen ein paar Funksprüche zwischen der Hütte und dem Plattenzauber durch. Es war der Wahnsinn und hat richtig Spaß gemacht. Souverän durchgestiegen, ab jetzt gehörte der Gipfel uns!
Oben angekommen, trugen wir uns noch schnell ins Gipfelbuch ein. „DAV Beckum rules.“ Ich glaube, an dieser Stelle war die Motivation am größten gewesen. Wir waren platt und hatten, um bis hierhin zu kommen, echt hart gekämpft. Aber es waren nur noch 2 Seillängen. Eine 6+, die mir gehörte, und dann nochmal eine 4 zum Ausklettern.
Also kurz nochmal konzentrieren und die Kräfte mobilisieren. Schuhe an, Hände am Fels und Vollgas. Die letzten Meter zogen sich echt lang, jedoch lief es super. Stück für Stück näherten wir uns dem Ziel. Ich errichte den Standplatz. Markus stieg nach und wir trafen uns. Ich übergab die Führung und Markus stieg in die letzte Seillänge. Dann kam endlich der erlösende Funkspruch. „Dennis, Stand, ich bin oben! “ „Jawoll, super!“, erwiderte ich. Ich konnte es gar nicht abwarten nachzusteigen. Und dann durfte ich endlich. Von genießen war jetzt keine Spur mehr. Ich wollte nach oben. Ich wollte es schaffen und ich marschierte los. Ich konzentrierte mich auf meine Bewegungen. Immer weiter, immer höher und dann sah ich ihn mit einem breiten Grinsen sitzen. „Moin, Markus“, sagte ich, „endlich geschafft, wa?“
Und das Gefühl, was jetzt folgte, kann ich leider nicht in Worte fassen. Wir waren einfach überglücklich. Die ganzen Qualen, die Kälte und der Wind. Alles egal. Wir waren oben und hatten den Blick über die Berge der Alpen. Dieser Moment war es wert gewesen. Wir hatten es 16 Uhr und nach achteinhalb Stunden Klettern den Gipfel erreicht. 18 Seillängen lagen hinter uns. Und jetzt saßen wir da und alles war auf einmal egal. „Markus, das warsaugeil!“ Es hat richtig Spaß gemacht und wir waren eine super Seilschaft!
Aber geschafft hatten wir es leider noch nicht ganz. Wir mussten uns jetzt noch locker abseilen. Der Weg war laut Topo deutlich markiert und nicht zu verfehlen. Wir funkten noch die Hütte an und erzählten von unserem Erfolg. Wir bekamen direkt die Glückwünsche, packten unsere Sachen zusammen und bereiteten uns auf den Abstieg vor.
Wir sahen einen Pfeil, der irgendwie schräg nach unten zeigte. „Du Markus, hier geht es lang“, sprach ich. Ich seilte mich als Erster ab. Und nun? Na ja, erstmal ein wenig umschauen. Da war nichts. Ich ging nach rechts. Nein, nur Geröll und Schlucht. Ich ging nach links. Nein, auch da nur Geröll und Schlucht. Also dann geradeaus über die Felsen. Und dahinter war auch jede Menge Geröll und Schutt. Markus kam mir nach und wir waren auf einem ziemlich großen Plateau, an dessen Ende wir dann einen Bohrhaken zum Abseilen fanden. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass dies der letzte Bohrhaken sein wird, den unser Seil heute benutzen durfte.
Wir hatten die Wahl, uns nach links oder rechts abzuseilen. Rechts war kein Ende zu erkennen, also entschieden wir uns für links. Ich war als Erster dran. Wir nahmen das Seil auf und warfen es ins Unbekannte. Ich band mich ein, rutschte langsam das Seil runter und erreichte eine erste Trasse. Diese war übersät von Geröll. Ich hatte bereits beim Abseilen einiges losgetreten. Ich ging an den Rand der Schlucht und entschied mich, noch eine Trasse weiter abzuseilen. Ich seilte mich also weiter ab und merkte dann, dass das mit dem Seilende echt knapp werden könnte. Aber es passte: Als ich den schneebedeckten Boden erreichte, hatte ich noch ca. 20 cm Seil. Ich funkte Markus an. „Seil frei! Und pass auf, dass du nicht so viele Steine lostrittst!“
Ich wusste, dass, egal wie vorsichtig er ist, mir die Steine entgegenfliegen werden. Ich suchte Sicherheit in meiner kleinen V-förmigen Schlucht. Ich schaute im Schnee, wo bereits Steine eingeschlagen waren. Die Schneefläche sah aus wie die Mondlandschaft, also ging ich talabwärts und kletterte leicht die gegenüber liegende Schräge hoch. Markus begann sich abzuseilen und es passierte genauso, wie ich es mir gedacht hatte. Die Steine schlugen einfach überall auf. Ich war jedoch in Sicherheit und so konnte ich dieses Spektakel schön mit ansehen. Als Markus unten war, zogen wir das Seil ab. Natürlich hagelte es dabei auch Steine, was jedoch alles gut ablief. Markus köpfte jedoch einen kleinen Stein, was mit Helm nicht schlimm war.
Als wir das Seil aufgenommen hatten, gingen wir weiter Richtung Tal. Nach wenigen Metern war da jedoch ein tiefer Abhang. Wir mussten uns erneut abseilen. Ich schaute mich um und konnte ebenso wenig wie Markus einen Borharken oder dergleichen finden. Dann fielen unser beider Augen auf einen größeren Stein, der schräg aus dem Boden ragte. Ich ging zu ihm hin und wackelte dran. Es war ungefähr so, als würde man einen Milchzahn hin und her biegen und genauso schmerzhaft fühlte sich der Gedanke an, diesen Stein mein Leben anzuvertrauen. Ich schaute mich um. Hier muss es doch irgendwas geben. Ich ging etwas höher, nichts. Links rechts, nichts. Verdammt! Wie kommen den die anderen alle hier runter? Ich ging zu Markus und sagte: „Das können wir doch nicht bringen.“ Ich wackelte am Stein und sagte: „Schau doch mal, wie lose der ist.“ Darauf ermahnte mich Markus mit strengen Worten: „Hör jetzt auf, an dem Stein zu wackeln, den gebrauchen wir noch.“
O. k., Markus, dann lass uns das angehen. Also die Seilmitte um den Stein gelegt, schön tief und als Nächstes beide Enden runtergeschmissen. Ich habe mich eingebunden und richtig kräftig am Seil gezogen. Unser beider Augen waren auf den Stein gerichtet, doch es passierte nichts. Ich ruckelte nochmal, nichts. O. k., dann wird er wohl halten. Ich seilte mich als Erster ab. Mitten in der senkrechten Wand hängend, sah ich, dass sich die beiden Seile verknotet hatten. An diesem lockeren Zahn hängend, musste ich den Knoten entfernen und es ging weiter. Ich war so froh, als ich den Boden berührte. Was war das hier nur für eine Achterbahnfahrt der Emotionen geworden. Zu dem Zeitpunkt war das Hoch vom Gipfel schon längst verschwunden. Als Markus dann auch bei mir war, atmeten wir erstmal tief durch. Ich hoffte innerlich, dass das Schlimmste jetzt überstanden sei und wir einfach runterwandern können. Wir saßen dann da und schauten uns einfach nur an. Wir beruhigten uns, waren beide tief entschlossen, die Hütte zu erreichen und nicht irgendwo notbiwaken zu müssen.
Unser Abenteuer ging dann auch weiter. Der Weg war felsig und noch immer befanden wir uns in der V-förmigen Schlucht. Zwischendurch schien auch mal kurz die Sonne und immer wieder standen wir im Schnee. Wir wanderten bzw. kletterten den Weg entlang. Viele Passagen gingen wir, ohne uns abzuseilen. Es war richtig anstrengend und das nach der langen Klettertour. Wir blieben beide jedoch konzentriert und sprachen uns ständig ab.
Wir kamen jetzt an ein Schneefeld von ca. 15 m Länge, was recht steil war. Wir haben nichts gefunden, wo wir unser Seil festmachen konnten. Eine Sanduhr in den Schnee zu graben, hielten wir an dieser Stelle auch nicht für sicher. Also gingen wir rückwärts das Feld entlang. Markus ging vor und ich folgte genau seinen Tritten. Die Hände und Füße immer schön im Schnee verbohrt. Das geht die ersten Meter, jedoch wird es dann kalt, richtig kalt. Aber hektisch werden funktioniert in dieser Situation auch nicht, also ruhig bleiben und konzentrieren. Einen Schritt nach dem anderen. Es klappte und wir hatten auch diese Situation gut gemeistert.
An den nächsten Stellen mussten wir alles verbraten, was wir an Notequipment hatten. Ein langes Schneefeld konnten wir uns abseilen bzw. abschlendern, was richtig Spaß gemacht hat. Das hob die Laune um 100 %. Irgendwann später fand ich mich hinter einem großen Stein wieder. Ich hockte dort in vermeintlicher Sicherheit, links und rechts prasselten Steine neben mir im Schnee. In diesen Moment hatte ich echt Angst und die Stimmung hatte sich wieder komplett gewendet. Ich wollte, dass es vorbeigeht. Doch vom Ende war noch nichts zu spüren. Ich war müde und meine Kraft war langsam echt am Ende. Zu dem Zeitpunkt waren wir knapp 12 Stunden auf den Beinen. Wir waren hier definitiv auf den falschen Weg gelandet. Irgendwann war Markus dann auch bei mir und wir gingen weiter. Immer mit der Hoffnung, dass man ab der nächsten Ecke mehr Klarheit bekommen würde.
Die nächste Stelle sah schon vielversprechender aus. Es war das Ende dieser Schlucht. Ein kleiner Wasserfall plätscherte den Abhang runter und wir fanden sogar einen alten rostigen Schlaghaken, der noch gut zu halten schien. Wir seilten uns ab und beim Überqueren der Kante dippte ich kurz unters Wasser. Ich war nass geworden und es war mir egal. Markus kam nach und ich warnte ihn vorher. Es hielt sich links und alles passte. Wir nahmen das Seil wieder auf, was inzwischen locker das Doppelte wog, und gingen weiter.
Und dann standen wir mitten in der Pampa und ganz am Ende konnte ich etwas erkennen. Ich traute meinen Augen nicht und dachte im ersten Moment an eine Halluzination. Doch da war er, der Weg. Wir freuten uns richtig, endlich sicheren Boden unter den Füßen zu haben. Wir hatten es geschafft. 4 Stunden hatten wir uns durch diese menschenfeindliche Gegend gezwungen. Etliche Male das Seil aufgenommen und ausgeworfen. Viele Knoten gehabt. Viele Nerven gelassen und von den Emotionen und Gefühlen war alles vertreten. Angst, Freude, Mut und Verzweiflung. Jedoch hatten wir beide uns nicht hängen lassen. Es lief alles super, wir hatten uns nicht verletzt, jedoch einiges an Material dagelassen. Jetzt waren wir jedoch froh und gingen den Weg Richtung Hütte. Noch eine Stunde zum Wandern, dann haben wir es geschafft. Um 21 Uhr kamen wir an der Hütte an. Wir waren 14 Stunden unterwegs gewesen und wurden mit einer Fanta und einem Weizen empfangen, die wir vorher bei Siegfried über Funk bestellt hatten. Danke an dieser Stelle. Alle freuten sich, uns zu sehen, und wir selber waren auch richtig stolz und glücklich, es geschafft zu haben. Wir aßen noch und erzählten ein wenig. Ich ging dann wenig später auch schlafen. Ich war einfach nur platt.
Am nächsten Morgen, als meine Augen aufgingen und ich meinen Körper fühlte, war der erste Gedanke: „Ahhhhh, habe ich einen Muskelkater“ und der zweite: „Mann, war das eine super Aktion, die wir hier durchgezogen haben.“ Ich blieb liegen, denn heute war für mich Pause angesagt. Abschließend kann ich sagen, dass es richtig Spaß gemacht hat. Das Ganze war ein Abenteuer, dessen Bilder sich tief eingebrannt haben. Markus und ich waren ein tolles Team und wir hatten viele Situationen, die echt schwierig waren und wir super durchstanden haben. Wir haben viel gelacht, uns beiden ist nichts passiert und darauf bin ich richtig stolz. Körperlich war dies sicherlich eine Grenzerfahrung und gelernt habe ich dort auch einiges. Geschafft hat man es erst, wenn man wieder in der Hütte ist. Beim nächsten Mal (und diese Pläne gibt es schon) gehen wir nicht so unvorbereitet in eine Tour. Die Gegebenheiten müssen genauestens studiert werden und viel Kletter- und vor allem Konditionstraining ist wichtig.
Die Frage, warum ich diesen „Quatsch“ mache, konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht beantworten und sie blieb lange offen. Mittlerweile kenne ich meine Antwort auf diese Frage: genau wegen dieser und ähnlicher Geschichten, die mir bis jetzt passiert sind. Es sind die vielen Situationen, vor die ich als Kletterer gestellt werde. Es ist immer was Neues, und das, obwohl ich nur eine Wand hochgehe. Viele Erinnerungen spüre ich noch fast genauso wie im ersten Moment. Es sind die Leute, die einen umgeben, die schönen Gegenden zum Klettern und der viele Spaß dabei. Es sind die vielen intensiven Gefühle und Emotionen, die eine Situation in mir hervorrufen, es ist der Moment, in dem ich klettere. Ich werde es wieder tun, garantiert!