Eine Allgäu-Durchquerung „über den Grat“ der Allgäuer Alpen
Die Hüttentour 2011 der DAV-Sektion Beckum führte 8 Bergwanderer Ende Juli in die herrliche Bergwelt der Allgäuer Alpen. In einer siebentägigen Tour wurden dabei 55 km und ca. 4.100 Höhenmeter zurückgelegt. Obwohl das Wetter in diesem Sommer einige Überraschungen parat hatte, erlebten alle Wanderer eine ereignisreiche und stimmungsvolle Woche in den Bergen.
Sonntag, den 17. Juli 2011
Morgens früh um 5 Uhr starteten die Teilnehmer zur diesjährigen Hüttentour. 7 erfahrene Bergwanderer begleiteten Wanderleiter Thomas Dreier in die Allgäuer Alpen bei Oberstdorf. Nach Ankunft in Oberstdorf fuhr man mit einem Großraumtaxi nach Mittelberg ins Kleinwalsertal. Bei bedecktem Himmel ging es von nun an zu Fuß durch das wunderschöne Wildental. Erst gemütlich, dann steil aufsteigend zur Kemptner Scharte und zum Ziel des ersten Tages, der Mindelheimer Hütte (2.013 m). Leider setzte die letzten 2 Stunden des Aufstiegs Regen ein, so dass die Wanderer und ihr Material einen ersten Härtetest erlebten. Geschafft, aber guten Mutes ließ man den ersten Tag in einer gemütlichen Runde ausklingen.
Gehzeit 4,5 Stunden, Aufstieg 900 m, Abstieg 100 m
Am Morgen führte uns der Weg von der Mindelheimer Hütte über Weidenhänge zur Speicherhütte (1.522 m), dem tiefsten Punkt der Woche. Ein angenehmer Anstieg durch Fels und Latschenkiefer zum Schrofenpass (1.688 m) folgte. Bedeckter Himmel, Nebel, leichter Nieselregen war heute ständiger Begleiter unserer Tagesetappe. Über die obere Biberalpe, durch den wilden Mutzentobel ging es schließlich steil ansteigend zur Rappensee-Hütte (2.092 m). Die größte Hütte des Deutschen Alpenvereins, komfortabel und urig zugleich, war für uns ideal, um uns auf den bevorstehenden Tag, die Wanderung auf dem „schönsten“ Höhenweg der Allgäuer Alpen, einzustimmen.Gehzeit 6 Stunden, Aufstieg 550 m, Abstieg 500 m
Dienstag, den 19. Juli 2011
Herrlich klar war der Morgen. Strahlend blauer Himmel am Tag der „Königsetappe“ – besser hätte es nicht kommen können. Von der Rappensee-Hütte ging es über den bekannten Heilbronner Höhenweg mit dem Steinschartenkopf (2.615 m) und dem Bockkarkopf (2.609 m) zur Kemptner Hütte (1.846 m). Der sehr abwechslungsreiche Weg führt uns durch den engen Spalt des „Heilbronner Törle“ und über die „Leiter“ zum „Wilden Mann“. Auf einem raffiniert angelegten Steig überschritten wir danach den Bockkarkopf (2.609 m) bis zur Bockkarscharte (2.504 m), wo der eigentliche Heilbronner Weg zu Ende ist. Unsere Route führte uns weiter über die „Schwarze Milz“, den einzigen Gletscher des Allgäus, der in diesem Jahr außergewöhnlich schneearm und bereits mit viel Steinen und Schotter durchzogen war. Über das Westliche Mädelejoch (1.973 m) ging es zur Kemptner Hütte. Unterwegs konnten wir immer wieder mal Gämse beim Klettern beobachten – sogar ein Rudel mit Jungtieren hielt sich in unmittelbarer Nähe unserer Wanderroute auf.
Gehzeit 8 Stunden, Aufstieg 700 m, Abstieg 850 m
Gehzeit 6 Stunden, Aufstieg 750 m, Abstieg 850 m
Der Weg sollte heute über die „Balkenscharte“ und den „Kalten Winkel“ in leichtem Klettergelände zum Gipfel auf 2.592m führen. Nach einem angenehmen Aufstieg zur Balkenscharte deuteten erste Schneefelder bereits an, dass wir mit einigem Neuschnee im weiteren Aufstieg zu rechnen hatten. Und so lag bereits 150 Höhenmeter unterhalb vom Kalten Winkel eine Neuschneedecke, die es zu überwinden galt. Da das Wetter immer noch recht stabil war, setzten wir in Serpentinen eigene Tritte in den Schnee und zogen langsam weiter bergauf. Das fest fixierte Seil in der 30 Grad steilen Flanke des Kalten Winkels war bereits eingeschneit, so dass wir weiter in Serpentinen schließlich auf dem Grat angelangten. Im felsigen, mit Schnee und Eis durchzogenen Gelände wagten wir es, noch gut 100 Höhenmeter aufzusteigen. Gut 180 Höhenmeter unterhalb des Gipfels entschlossen wir uns aber schließlich, nicht weiter aufzusteigen. Aufkommende Wolken kündigten bereits in naher Zukunft weiteren Niederschlag an, so dass bei einem weiteren Aufstieg ein sicherer Abstieg zur Hütte unter Umständen nicht mehr möglich gewesen wäre. Den Abstieg ging man ebenfalls mit entsprechender Aufmerksamkeit an, so dass man am frühen Nachmittag bei wieder sonnigem Wetter am Prinz-Luitpold-Haus ankam. So ein schöner Nachmittag vor der Hütte, bei Kaffee und Kuchen, war uns ja bisher aufgrund der Witterung verwehrt geblieben. Das war wirklich keine schlechte Alternative zum Gipfelglück.Gehzeit 5 Stunden, Aufstieg 650 m, Abstieg 650 m
Vom Prinz-Luitpold-Haus führte der Weg zunächst in westlicher Richtung um den „Wiedemer Kopf“ leicht absteigend zu einem kleinen Bach. In steilen Serpentinen ging es nun zum Laufbacher Eck (2.178 m). Der normalerweise mit herrlicher Rundumsicht aufwartende Sattel präsentierte sich leider von seiner ungemütlichsten Seite. Starker Regen und böige Winde bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt machten eine Rast unmöglich. Fast gemächlich und in beständig gleicher Höhenlage führt der Weg nun vorbei an „Schochen“ und „Großem Seekopf“ zum Edmund-Probst-Haus, direkt neben der Nebelhorn-Seilbahnstation (1.920 m).
Gehzeit ca. 5 Stunden, Aufstieg 550 m, Abstieg 500 m
Samstag, den 23. Juli 2011
Der Abstieg vom Edmund-Probst-Haus zur Talstation der Nebelhornbahn, wo unsere Fahrzeuge standen, stellte uns vor keine großen Probleme mehr. Über eine Fahrstraße ging es zuerst steil, anschließend gemütlich bergab nach Oberstdorf. Nach einem Einkauf in einer kleinen Käsesennerei in Untermaiselstein erfolgte die Rückfahrt mit den Pkws ins Münsterland.
Gehzeit ca. 1,5 Stunden, Abstieg 1.150 m, Rückfahrt ca. 7 Stunden