Text: Christian Fedeler, Fotos: Teilnehmer
Sehnsüchtig und in dem Wissen, dass die anderen schon einen ganzen Klettertag hinter sich hatten, machten wir, Sandra, Daniele und ich, uns am sehr frühen Montagmorgen auf den Weg in die Alpen nach Imst in Österreich.
Uns war klar, dass wir am Anreisetag, nach etwas mehr als 700 km Fahrt und dem Zustieg zur Hütte, nicht mehr klettern würden. Daher machten wir einen kleinen Umweg über Großhartpenning, um bei Bergzeit einkaufen zu gehen. Das hat mir für die Tage auf der Hütte den Spitznamen „Shopping Queen“ eingebracht.
In Imst angekommen, hatten wir kleinere Probleme mit unserer Wegbeschreibung. Und so fuhren wir mit dem Auto kreuz und quer den Berg hinauf. Erst kurz vor der Latschenhütte wurde uns bewusst, dass wir auf einem Wanderweg fuhren, denn der versprochene Parkplatz war nicht zu finden – und wir waren auf der falschen Seite des unüberwindbaren Gebirgsbaches. Also alles zurück und im zweiten Anlauf den Parkplatz erreicht.
Zum Glück mussten wir die Kletterklamotten nicht bis zur Hütte schleppen, da wir den Service der Materialseilbahn nutzen konnten.
Das Wetter war für den Zustieg ideal, überwiegend sonnig und nicht zu warm. Am Nachmittag erreichten wir die Hütte auf 1.934 m ü. M. Ein paar Leute unserer Gruppe hatten ihren Klettertag schon hinter sich und begrüßten uns herzlich. Nachdem wir die Lager bezogen hatten, setzten wir uns in den Schankraum und hörten uns die Klettergeschichten an, welche mit strahlenden Augen erzählt wurden. Dann gab es ein reichhaltiges und leckeres Abendbrot. Alle zusammen ließen den Abend genüsslich ausklingen.
Nach dem Frühstück gingen wir zusammen zum Klettergarten Silberwurz, welcher sich am unteren Ende des Guggerköpfle befand. Hier versuchten wir uns in leichten Routen warm zu klettern, denn heute war es kühl und bedeckt, aber der Fels schien griffig zu sein. Zwei Routen kletterte ich locker weg. Danach fragte Markus mich, ob ich mit ihm in die „Hepke Vitale“ einsteige. Markus kannte die Route schon aus den letzten Tagen, auch Carsten und Klaus hatten die Route schon gemeistert. Da dies meine erste Mehrseillängentour werden sollte, entschieden wir uns für die kurze Variante, 4SL im vierten Grad UIAA plus Ausstieg 3-. Markus stieg zuerst vor und wir wechselten die Führung an jedem Stand. Die Kletterei war sehr leicht, so konnte ich mir viel Zeit für die Orientierung nehmen, da der Routenverlauf, trotz der guten Absicherung, nicht immer eindeutig war. Beim Seileinholen wurden die Finger sehr warm, so dass ich die Kälte, über die alle am Wandfuß geklagt hatten, schnell vergessen konnte. Zufrieden und etwas stolz brachten wir die Route zu Ende und gönnten uns am Ausstieg eine kleine Brotzeit. Anschließend legten wir die Seile zusammen und überprüften unsere Ausrüstung. Eigenartigerweise fehlte jedem von uns eine Expresse. Haben wir was hängen lassen? Wir diskutierten viel hin und her, aber Gewissheit konnten wir nur erlangen, wenn wir die Tour noch mal machten. Also rum um den Berg und das Ganze von vorn. Diesmal stieg ich zuerst ein. Nach dem zweiten Durchstieg mussten wir feststellen, dass wir nichts zurückgelassen hatten, und somit durfte ich Markus auf ein Bier einladen. Später haben wir die fehlende Ausrüstung von Margret bekommen, wir hatten die Expressen vor der Kletterei verliehen.
Daniel und Dennis hatten sich bei der Kälte gegen das Klettern entschieden und sind stattdessen auf den Muttekopf (2.774 m) gestiegen.
Am darauffolgenden Tag wollte ich mir mit Siegfried die Nordseite des Muttekopfes anschauen. Dort sollte es neue Mehrseillängenrouten geben. Der lange Zustieg führte uns bei gutem Wetter über Firnfelder und den Scharnitzsattel (2 441 m). Nach gut zweieinhalb Stunden erreichten wir den Wandfuß, wo uns ein riesiges Schneefeld erwartete. Eigentlich sollten wir am Einstieg die Routennamen am Fels finden, aber vermutlich waren diese vom Schnee bedeckt. Auch konnten wir die Felsstruktur nicht auf unseren Fototopos wiederfinden und so machten wir uns, ohne einen Klettermeter gemacht zu haben, auf den Rückweg. Aber wir waren nicht entmutigt, denn die Wanderung war lohnenswert. Jetzt steuerten wir den Schafskopf an, denn dieser war vom Sattel der nächstgelegene Kletterfels, und wir hofften, dort auf Margret und Christiane zu treffen. So war es dann auch und Klaus und Carsten gesellten sich ebenfalls zu uns. Margret und Christiane kletterten unter anderem die „Via Omlette“ 2SL 4-/3. Carsten und Klaus meisterten die „Twist of fate“ 2SL 5+/5. Siggi und ich kletterten Sportkletterrouten. Das Klettern mit Siggi motivierte mich so sehr, dass ich in die „Scharnitz Wind“ 6+/7- einstieg und sie als persönliche Bestleistung erfolgreich verbuchen konnte. Und da das Seil schon mal im Umlenker hing, konnten sich alle Anwesenden in dieser Route gut gesichert austoben.
Abends erfuhr ich, dass auch Sandra und Daniele, die zusammen mit Daniel am Felsenwurm waren, sehr erfolgreich geklettert sind. Beide hatten erst vor ein paar Wochen den Vorstiegsschein in Beckum gemacht und jetzt waren sie schon selbstständig am Fels unterwegs.
Jupp und Thomas waren an der Hinteren Platteinspitze in der „7 x 20“ 8SL bis 5- 150 m.
Den Vogel abgeschossen haben heute Dennis und Markus, aber das ist eine andere Geschichte. Nur so viel: Ihr zwei habt meinen Respekt. Hut ab!
Am Donnerstag war bei mir schon ganz schön die Luft raus. Etwas müde und wenig motiviert begleitete ich Daniele und Sandra zur Teufelskralle. Währenddessen waren Jupp, Margret, Siggi, Thomas, Christiane und Daniel am Eisenhut. Waren Carsten und Klaus am Engelkarturm? Ich weiß es nicht genau. Rund um die Muttekopfhütte gibt es sehr viele Kletterfelsen für Anfänger, Genießer und Spitzensportler. Somit ist die Hütte der ideale Stützpunkt für einen Kletterurlaub. Das Essen ist spitze, die Zimmer sind sauber und erst vor kurzem renoviert worden. Und da spreche ich sicher für alle, wenn ich sage: „Ich möchte gerne wiederkommen.“
So ging dann auch der Kletterurlaub schneller zu Ende als geplant. Für Freitag war wieder kaltes Wetter angesagt und regnen sollte es auch. Außerdem ließen bei allen die Kräfte nach und Müdigkeit machte sich breit. So beschlossen alle, am Freitagmorgen die Heimreise anzutreten.
Nachtrag: Fast hätte ich vergessen, dass es auch 2 Klettersteige gibt. Der eine ist in nur 5 Minuten zu erreichen und wurde von fast allen begangen. Er geht entlang eines Wasserfalls, was ihn sehr spektakulär und sehenswert macht. Die Anforderungen an den Kletterer sind eher hoch, da er, obwohl er recht kurz ist, doch sehr viel Kraft braucht. Der andere Klettersteig wartet noch auf Beckumer Bergsteiger.
Ich klettere sehr gerne und gehe fast jeden Sommer mit meinem Bruder in die Berge. Erfahrungen anderer Kletterer sind für mich interessant. Gut, dass das Wetter für den Zustieg ideal war. Wenn es regnet, klettere ich lieber nicht. Was war Ihre schönste Besteigung überhaupt?