Wandertagebuch zur Mehrtagesfahrt 2018 nach Natz/Südtirol

Teilnehmer der Fahrt nach Natz

Text: Jochen Ogurek/Manfred Kolkmann, Fotos: Manfred Kolkmann

Viele leckere Kuchen fanden reißenden Absatz

Am Donnerstag, 13. September um 4 Uhr starteten wir bei leichtem Regen vom Hindenburgplatz mit zunächst 46 Teilnehmern (zwei stiegen noch an der Autobahnauffahrt Soest Ost zu) unsere 10-Tage-Fahrt nach Natz/Südtirol. Während der Anfahrt hatten wir Dauerregen, der erst kurz vor Kassel nachließ. Nach ein paar kurzen Pausen (an der Raststätte Hasselberg mit Fahrertausch) und leider zunehmend stockendem Verkehr erreichten wir bei mittlerweile warmem, drückendem Wetter um 13:30 Uhr die Raststätte Vaterstetten. Hier stieg unsere Wanderin Susanne zu. Bei der Mittagsrast wurde auch der erste selbstgebackene Apfelkuchen verzehrt, denn gar nicht so wenige Wanderinnen hatten verschiedenste Backwerke gezaubert, die uns auch noch an den Folgetagen erfreuten. Um 17:45 Uhr erreichten wir nach einer letzten Pause in Österreich unser Hotel Sun in Natz bei strahlendem Sonnenschein. Auch unsere noch fehlenden Wanderinnen Bettina und Brigitte waren bereits am Hotel. Sie waren mit dem Wohnmobil angereist. Nach der langen, anstrengenden Fahrt wurden wir durch die Hotelchefin Gaby Hilpold mit einem kühlen Erfrischungsgetränk empfangen. Frau Hilpold informierte über die umfangreiche, komfortable Ausstattung des Hotels. Nachdem wir unsere Zimmer bezogen hatten, ging es dann auch gleich weiter zum traditionellen Aufhängen unserer Sektionsfahne. Am Abend, nach einem schmackhaften 4-Gänge-Menü, entspannten sich die meisten Teilnehmer im Hotel von den Strapazen der Anreise. Einige „Nimmermüde“ nutzten aber auch das Abendkonzert der Musikkapelle Natz am Vereinshaus für einen kleinen Spaziergang an der frischen Luft.

Die sehenswerte Stiftskirche

Am Freitag, 14. September starteten wir um 10 Uhr mit allen Teilnehmern unsere Eingehtour. Paul, der Wanderführer des Hotels Sun, führte diese Rundwandertour durch Apfelplantagen und Weinhänge im ständigen Bergab hinunter nach Brixen. Paul informierte auf sehr unterhaltsame Weise über die vielen Apfelsorten im Anbau und auch über den Weinanbau. Jährlich werden in Südtirol ca. 900.000 Tonnen Äpfel geerntet. Das entspricht ca. 10 % der europäischen Ernte. Im Weinanbau werden auf ca. 60 % der Fläche Weißweine angebaut. Auch aus der dunklen Grauburgunder-Traube wird ein Weißwein produziert. Unser Mittagsziel, das sehenswerte Kloster Neustift, erreichten wir dann teilweise entlang des Eisacks auf fast ebener Strecke. Das Kloster beherbergt heute eine Privatschule mit angeschlossenem Schülerheim und auch eine Weinkellerei. Auch die prunkvolle Stiftskirche, die man allerdings nur durch die Vergitterung am Eingangsportal einsehen konnte, wurde von vielen Wanderinnen und Wanderern besucht. Nach der Mittagspause begann dann der für den ersten Wandertag schon recht anstrengende Aufstieg zunächst durch Weinhänge, in denen schon die ersten Weinbauern bei der Lese waren, mit wunderbarer Aussicht auf die gewaltige Klosteranlage. Auch ein paar Regentropfen blieben uns auf der Strecke über Raas nicht erspart. Gegen 15:15 Uhr erreichten wir bei schönem, aber schon etwas schwülem Wetter unser Hotel. Wir verabschiedeten unseren Wanderleiter Paul und wurden dann auch schon vom Hotel mit einem kühlen Apfelwein und einem Kuchenbuffet empfangen. Unsere Wanderung war gut 15 km lang und es waren ca. 330 Meter im Auf- und Abstieg zu bewältigen.

Vor dem Abendessen nutzten noch einige Teilnehmer die Verkostung von Südtiroler Spezialitäten im Oberweitzhof und viele auch die Schwimm- und Saunamöglichkeiten unseres Hotels Sun.

Blick vom Ochsenboden auf die Pranter Stadlhütte und Wieserhütte

Am Samstag, 15. September um 8:30 Uhr stand unser Fahrer Justus mit dem Bus bereit, um uns in einer halbstündigen Fahrt nach Meransen zur Talstation der Gitschbergbahn zu fahren. Bei 15° C und aufsteigender Bewölkung deutete sich ein schöner Wandertag an. Zunächst fuhren die Berg- und Wandergruppe gemeinsam auf 2.107 Meter zur Bergstation. Die Wandergruppe startete dann mit 24 Wanderinnen und Wanderern ihre Tour zur Talstation der Gitschbergbahn. Der Frühnebel lichtete sich langsam und wir erreichten schon nach kurzer Zeit die Zasslerhütte bei jetzt wunderbarem Wanderwetter. Nach einer kurzen Pause ging es dann über einen bequemen und aussichtsreichen Weg unterhalb des 2.510 Meter hohen Gitsch zur Weißalm. Kurz vor der Weißalm machten wir an einem kleinen hölzernen Gipfelkreuz auf 2.201 Meter Höhe mit schöner Sicht in das Altfassbachtal eine weitere Pause. Das kleine Gipfelkreuz war der höchste Punkt  der heutigen Wanderung. Ab jetzt begann der über 850 Hm lange Abstieg der Wanderung. Der steile, wunderschöne Weg über kleine Felsstufen und viel Wurzelwerk zur Pranter Stadlhütte erwies sich schon als etwas anspruchsvoller, wurde aber von allen problemlos bewältigt. An der Pranter Stadlhütte, die mit Dutzenden von Bratpfannen behangen war, und der Wieserhütte herrschte Hochbetrieb, da die beiden Hütten über einen Wirtschaftsweg entlang des Altfassbachs leicht zu erreichen sind. An der Pranter Stadlhütte war auch ein großer Spielplatz, an dem sich die Kinder der Tagesgäste austoben konnten. Wir wanderten schließlich weiter entlang der Altfass und fanden am Bach einen sehr schönen Platz für unsere Mittagsrast. Nach der längst fälligen Pause setzten wir unseren Abstieg im Wald auf der Ostseite der Altfass fort. Hier waren wir gegenüber dem Fahrweg auf der Westseite vor der Sonne geschützt. Der weitere, einfache Abstieg ging noch vorbei an einem kleinen Stausee zur Talstation der Gitschbergbahn, die wir um 15:15 Uhr erreichten. Kurz nach 16 Uhr traf auch die Berggruppe am Bus ein. Die Wanderung der Wandergruppe war 13 km lang, hatte 140 Meter im Aufstieg und 860 Meter im Abstieg.

Auf dem Schellenbergsteig gab es einige knifflige Passagen

Um 9:50 Uhr startete die Berggruppe mit 21 Leuten über schmale Wiesenpfade runter zur Zasslerhütte, an der eine kurze Pause eingelegt wurde, bis die Wandergruppe nahte. Danach ging es auf breiten Wegen hoch zum Ochsenboden mit toller Talsicht und weiter hinunter zur Weißalm. Der weitere Weg auf einem schmalen, begrünten Berghang machte dem Schild „Trittsicherheit erforderlich“ alle Ehre, denn neben schönen Aussichten auf die Wieserhütte und Pranter Stadlhütte hatte der leicht ansteigende Schellenbergsteig einige ausgesetzte und pikante Stellen mit Seilsicherung, an denen das Ablegen der Wanderstöcke ratsam war. Um 12:30 Uhr waren wir oberhalb des Sees und legten hier unsere halbstündige Mittagsrast ein, denn die Aussicht auf den klaren See war schon bewundernswert. Den offiziellen weiteren Weg haben wir dann nicht genommen, sondern sind direkt durch einen felsdurchsetzten Berghang gen Westen hinabgestiegen zum See. Auch von hier hatten wir beeindruckende Aussichten auf ein landschaftliches Juwel. Nach dem Erreichen des Grats mussten wir etwa 400 m steil serpentinenartig an Berghängen hinunter, wobei die phänomenale Sicht ins Altfasstal uns immer wieder faszinierte. Unten an der Wieserhütte kamen die ungeübteren Wanderer zwar eine Viertelstunde nach den erfahreneren Wandervögeln an, aber alle freuten sich, den Abstieg unbeschadet geschafft zu haben. Durch das Altfasstal marschierten wir dann bei herrlichem Sonnenschein talaus, wobei wir an der Großberghütte gerne noch geblieben wären, denn dort spielte auf der Terrasse eine junge Musikertruppe herzhafte Blasmusik. So blieb nur kurz Zeit fürs Austreten, bevor wir weiter zum Parkplatz Altfasstal liefen und von hier der Beschilderung zur Talstation der Gitschbergbahn folgten. Als wir dort erschienen, empfing uns die Wandergruppe mit einem Spalier.

Nachdem uns Karin und Justus mit diversen leckeren Kuchen und Getränken versorgt hatten, fuhren wir zurück zum Hotel, wo wir um 17:15 Uhr eintrafen. Hier nutzten viele die Annehmlichkeiten des Wellnessbereiches. Schwimmen im Naturteich oder im 30° warmen Hallen-/Außenbad, Whirlpool und Sauna oder einfach nur auf einer Liege entspannen, alles wurde genutzt.

Am Sonntag, 16. September wollten wir bei idealem Wanderwetter die Drei Zinnen umwandern. Leider war das nicht möglich, da die Anfahrt schon vor der Mautstation wegen einer Tagesveranstaltung gesperrt war. Als Ersatz entschieden wir uns für eine Tour durch das Fischleintal. Wir fuhren also nach Sexten zur Talstation der Helm-Bergbahn, an der wir um 11 Uhr gemeinsam unsere Rundwanderung begannen. Das Bild des eigentlich sehr schönen Tales wurde etwas getrübt durch den sonntäglichen Ausflugsverkehr. Gefühlte hunderte von Spaziergängern, Radfahrern und Wanderern waren unterwegs zur Talschlusshütte. Auf der steilen Ost- und Südseite des Fischleintales erhoben sich die zum Greifen nahen schroffen Bergmassive. Nach einer etwas längeren Mittagspause im Talschluss gingen wir dann auf einem anderen Weg durch das Fischleintal zurück nach Sexten, wo wir um ca. 15:30 Uhr eintrafen. Die Stärkung am Bus war natürlich auch wieder ein schöner Abschluss der heutigen Ersatzwanderung. Die ca. 1½-stündige Fahrt zurück zum Hotel war kurzweilig und durch die vielbefahrene Straße durch das Pustertal problemlos. Wir wanderten gemeinsam 14 km und bewältigten dabei 220 Hm.

Am Montag, 17. September starteten wir nach dem reichhaltigen Frühstück wie üblich um 8:30 Uhr ab Hotel ins Villnößtal. Am Parkplatz Ranui verließ die Berggruppe den Bus, um hier die heutige Tour zu beginnen. Die Wandergruppe fuhr weiter zur Rundwanderung ab Zanseralm, die auch das Ziel der Berggruppe war. Die Berggruppe mit 15 Teilnehmern hatte vom Start weg einen steilen, teils monotonen 840-Hm-Anstieg zu bewältigen. Laut Wanderbeschilderung sollte der Weg bis zur Brogleshütte 2¾ Stunden dauern. Wir waren ein prima abgestimmtes Wanderteam und erreichten bereits nach 2 (!!!) Stunden die Verzweigung zur Brogleshütte, die wir eigentlich nicht in die Wanderung einbeziehen wollten. Da der Abstecher zur Hütte aber nur mit 10 Minuten angegeben war und wir durch unseren „Blitzaufstieg“ gut in der Zeit waren, entschlossen wir uns, an der Brogleshütte etwas Zeit zu vertrödeln. Bei der in einem weitläufigen Hochplateau sehr schönen Hütte auf 2.015 Meter Höhe, die auch Schlaflager für Mehrtageswanderer anbietet, haben wir uns dann mit ein paar erfrischenden Köstlichkeiten verwöhnen lassen. Um kurz nach zwölf setzten wir dann unseren Weg fort, immer am Fuße der imposanten Geislernordwände entlang auf dem Adolf-Munkel-Weg, der zu den beeindruckendsten Dolomitenwegen gehört. Die Aussicht auf schroffe Felsformationen und schöne Almwiesen wechselte ständig und war eine Freude für Sinne und Augen. Da uns der Wanderweg stark beeindruckte und die Zeit es erlaubte, beschlossen wir während unserer Mittagsrast auf der Almwiese Weißbrunn, nicht wie geplant über die Geisleralm abzusteigen. Wir gingen bei idealem Wanderwetter den Adolf-Munkel-Weg weiter bis zur Verzweigung zum Abstieg am Tschantschenonbach. Auch dieser Weg, ostseitig entlang des eingeschnittenen Wildbaches, war bis kurz vor der Zanseralm ein sehr beeindruckender und abwechslungsreicher Weg. Zeitgleich mit der Wandergruppe trafen wir um 15:15 Uhr am Bus ein, wo wir wiederum mit Kaffee, Kuchen und kalten Getränken empfangen wurden. Die heute gewählten Umwege der Berggruppe hatten sich auf jeden Fall gelohnt. Im Hotel angekommen, wurden die Annehmlichkeiten des Hotels wieder von vielen Wanderinnen und Wanderern in Anspruch genommen. Die Berggruppe wanderte 14 km. Im Aufstieg bewältigten wir 880 Meter, im Abstieg 520 Meter.

Begegnung mit Reinhold Messner

Die Wandergruppe fuhr nach dem Ausstieg der Berggruppe weiter zum Parkplatz an der Zanseralm. Mit 29 gut gelaunten Wanderfreunden gingen wir bei viel Sonne und wenigen Wolken zunächst durch Wald auf einem Fahrweg, dann auf schmalem Waldweg hinauf zum Adolf-Munkel-Weg. Zunächst ziemlich auf gleicher Höhe, später im leichten Auf und Ab liefen wir am Waldrand unterhalb der gewaltigen Geislerspitzen, die sich linksseitig in ihrer ganzen Pracht zeigten, entlang. An einigen Lichtungen konnten wir immer wieder imposante Blicke auf die mächtigen Kolosse genießen, die von allen möglichen Stellen von unseren begeisterten Leuten hundertfach fotografiert wurden. Beim Wegweiser „Gschnagenhardtalm/Geisleralm“ verließen wir den Waldpfad und stiegen über ein paar Stufen zu einer Anhöhe hinauf, von der wir dann über freies und weites Almgelände hinunter zur herrlich gelegenen Gschnagenhardtalm, die sehr gut besucht war, schritten. Wir spazierten an der Alm vorbei – einige nutzten schnell die Gelegenheit zum Austreten – und erreichten kurz darauf die Geisleralm, die nicht weniger schön liegt, aber heute Ruhetag hatte. Wir konnten uns aber trotzdem draußen auf die große Terrasse mit ihren vielen interessanten geschnitzten Figuren und einigen urigen Sitzgelegenheiten setzen und die imposante Kulisse der Geisler genießen. Aber auch vom „Geisleralm-Bergkino“ konnten wir uns auf Wellnessliegen erfreuen über das grandiose Rundumpanorama. Nach einer Stunde Mittagsrast vor traumhafter Bergkulisse machten wir uns dann auf den Weg zur Dusleralm. Bei einem kurzen Trinkhalt schritten dann zwei Personen an unserer langen Reihe vorbei, von denen die vorderste der bekannte Extrembergsteiger, Pol- und Wüstendurchquerer Reinhold Messner war, der mit einer jungen Begleiterin im Villnößtal unterwegs war. Nach einem kurzen Wortwechsel durften ein paar überglückliche Wandergenossen sogar Fotos mit ihm machen, bevor er dann weitermarschierte und unglaubliches Staunen auslöste. Nachdem wir die Dusleralm erreicht hatten, konnten wir ein letztes Mal zu den einzigartigen Geislerspitzen zurückblicken. Anschließend erreichten wir über einen Wiesenpfad den Bergwald und kamen gleichzeitig mit der Berggruppe am Ausgangspunkt an, wo unser Bus stand und wir wiederum mit Kaffee, Kuchen und kalten Getränken empfangen wurden.

Am Dienstag, 18. September starteten wir wieder um 8:30 Uhr. Zum Startpunkt der Wanderung ging es zunächst mit unserem Bus nach St. Andrä zur Talstation der Plose-Umlaufbahn. Beide Gruppen fuhren hoch zur Bergstation auf 2.050 Meter Höhe. Die Wandergruppe startete bei wieder schönem, aber frischem Wanderwetter zunächst mit 22 Teilnehmern in Richtung Plosehütte. Unter uns lag eine im Sonnenlicht wunderschöne Wolkendecke. Das große Skigebiet Plose gehört zum Eisacktal und bietet im Winter 42 km Pisten und 7 Lifte. Die Plosehütte erreichten wir um 11:30 Uhr. Leider hatte sich die vorher noch unter uns liegende Wolkendecke wieder hochgeschoben, so dass es ziemlich verhangen war. Auch trafen wir hier wieder auf unsere Berggruppe, aus der sich drei Wanderinnen zu unserer Wandergruppe gesellten. Nach einer gemeinsamen Pause setzten wir, jetzt mit 25 Wanderinnen und Wanderern, unsere Tour fort in Richtung Pfannspitze, um dann vorher auf den Weg Richtung Rossalm abzusteigen. Die Mittagsrast haben wir inmitten des riesigen Skigebietes in einer windgeschützten Lage eingelegt. Der weitere Abstieg bis zur Bergstation war schnell erreicht, so dass wir um 14:30 Uhr bereits wieder an der Talstation am Bus waren. Kurze Zeit später traf auch die Berggruppe am Bus ein. Die Tour war 9 km lang und es waren 510 Meter im Auf- und Abstieg zu bewältigen.

Die Berggruppe auf der Großen Pfannspitze

Nach Ankunft an der Bergstation stieg die Berggruppe mit 15 Leuten durch grüne Berghänge und an Pistenzäunen entlang hoch zur Plosehütte auf 2.445 m. Leider zog im Laufe des Aufstiegs immer mehr Nebel auf, so dass wir keine gute Sicht hatten. Für drei Wanderinnen war der Anstieg wohl zu anstrengend, denn sie wollten hier warten und mit der Wandergruppe weiterlaufen. Aufgrund der guten Zeit und guten Sicht zum Telegraph wollten wir zu diesem nur wenige hundert Meter entfernten und auf 2.486 m liegenden Berg des Plosemassivs wandern, als plötzlich aufziehender Nebel alles vernebelte. Trotzdem nahmen wir den kurzen, fast ebenen Weg an der Flanke des Telegraphs in Angriff und kamen nach etwa zehn Minuten auf dem Gipfelplateau an. Hier pfiff ordentlich der Wind und es war recht kalt. Ein einzigartiger Panoramatisch zeigt hier alle umliegenden Berge, von denen wir jedoch bei sich kurz verziehendem Nebel nur wenige erkennen konnten. So machten wir uns schnell wieder auf den Rückweg an mehreren riesige Antennen und einer Radarstation vorbei zur Plosehütte, wo gerade die Wandergruppe angekommen war. Als wir uns nach einem kurzen Plausch aufmachten in die Lüsner Scharte, verzog sich der meiste Nebelschleier, so dass wir wieder tolle Sicht hatten. Weiter ging es dann auf die Große Pfannspitze (2.545 m), die höchste Erhebung des heutigen Tages. Trotz leichtem Nebel und vieler Wolken, aber auch etwas Sonne hatten wir eine relativ gute Aussicht und machten hier oben unsere Mittagsrast. Nach einer halben Stunde machten wir uns an den Abstieg und liefen zunächst bis zur Rossalm hinunter, an der wieder die Möglichkeit zum Austreten genutzt wurde. Auf dem weiteren Weg zurück zur Bergstation säumten an mehreren Stellen verschiedenartigste Holzskulpturen den letzten Abschnitt der heutigen Wandertour. Da es immer dunkler und windiger wurde, fuhren auch alle sofort mit der Plosebahn hinunter zur Talstation, an der die Berggruppe etwa eine Viertelstunde vorher eintraf.

Nach dem obligatorischen Umtrunk am Bus waren wir dann recht früh wieder am Hotel. Insgesamt mag die Plose für Skifreunde ein Eldorado sein. Auch wenn es aufgrund des Kahlschlags eine sehr gute Sicht auf die Dolomiten und eine schöne Rundumsicht gab, empfanden wir Wanderer dieses Gebiet als nicht sehr schön. Die Natur ist hier einfach zerstört.

Am Mittwoch, 19. September ging es um 8:30 Uhr mit dem Bus nach Vals zur Talstation der Jochtal-Bergbahn. Zunächst fuhren wir alle gemeinsam hinauf zur Bergstation. Nach Aufteilung der Gruppen wanderte die Berggruppe mit 15 Leuten nur ein paar hundert Meter durch das Skigebiet. Dann ging es schon auf einem schmalen, aber sehr schönen Weg „für Geübte“ entlang mehrerer hoher Bergspitzen. Einige Steilstellen und auch ein paar seilversicherte Stellen waren zu bewältigen. Aber für unsere Berggruppe war das alles kein Problem. Dieser Weg bis zur Fanealm war für uns einer der Top-Wege der bisherigen Touren und stand im absoluten Kontrast zur gestrigen Tour der Wandergruppe. Mit ständiger Aussicht in die tiefen Täler, abgewechselt von anspruchsvolleren Passagen über Blockgestein und Schutt, die erhöhte Aufmerksamkeit erforderten, erreichten wir sehr kurzweilig unseren Mittagspunkt unterhalb der Kofelspitz am Kofelbach. Hier gönnten wir uns eine längere Pause, die einige auch für ein bequemes Dösen in der Wiese oder auf einem der großen Felsen nutzten. Nach der Rast ging es dann weiter zur Fanealm. Da unser Zeitpuffer es erlaubte, haben wir in einer der vielen Gastro-Betriebe auf dem Almdorf „Fane“ im Valser Tal eine weitere Pause eingelegt. Bevor es weiterging, haben wir uns in der Kuttnʼ Hütte zunächst noch ein kühles Getränk gegönnt. Der weitere Abstieg folgte dem wildromantischen Tal des Valler Baches. Bis auf den letzten Kilometer wanderten wir auch hier über sehr schöne Pfade. Um 14 Uhr trafen wir wieder an der Talstation ein, wo Justus mit unserem Bus auf uns wartete. Eine halbe Stunde später traf auch die Wandergruppe ein, so dass wir dann eine weitere halbe Stunde später unsere Heimfahrt zum Hotel Sun antraten. Die Wanderung der Berggruppe war 12 km lang. Im Anstieg waren 350 Meter, im Abstieg 990 Meter zu bewältigen.

Die Wandergruppe vorm Gipfelkreuz beim Stoanamandl

Bei zwar nur elf Grad, aber viel Sonne startete die 27 Personen starke Wandergruppe um 9:40 Uhr auf einem breiten Fahrweg ihren relativ gemächlichen Anstieg zum Stoanamandl (2.118 m) und genoss bis dort oben immer wieder tolle Talblicke, u. a. mit wolkenverhangenen Tälern. Nach einer Dreiviertelstunde waren wir schon an der höchsten Erhebung des Tages angelangt. Auf einer kleinen hölzernen Aussichtsplattform sind dort auf Tafeln die umliegenden Berge erklärt. Nach zwanzig Minuten gingen wir auf der anderen Bergseite auf einem schönen Waldweg wieder hinunter und wollten zur Anhöhe „Altes Karl“, die eine wunderbare Aussicht bieten soll. Leider haben wir die Stelle aus irgendeinem Grund (Weg/Schilder übersehen?) nicht erreicht und machten uns nach einer gewissen Zeit wieder auf den (jetzt allerdings ansteigenden und schweißtreibenden) Weg zurück zum Stoanamandl. Hier legten wir unsere halbstündige Mittagsrast ein und genossen das Panorama. Anschließend liefen wir zur Ochsenalm und zum Valser Jöchl hinunter und gelangten über schmale Wald- und Wiesenwege durchs Jochtal zur Nockalm. Zwischenzeitliche leichte Regentropfen wurden plötzlich mehr, so dass wir uns an der Nockalm an einem Schuppen für etwa zehn Minuten unterstellten, bis der Regen vorbei war. Über eine Fahrstraße und Skipiste sowie serpentinenartig über Waldwege erreichten wir die Talstation der Jochtalbahn, an der die Berggruppe eine halbe Stunde vorher angekommen war. Nachdem wir schon unterwegs festgestellt hatten, dass wir heute mehr Höhenmeter als die Berggruppe gemacht hatte, fühlten wir uns als gleichstarke Berggruppe 2.

Im Hotel gab es am Abend einen Tiroler Abend mit Musik. Einige unserer Wanderinnen und Wanderer nutzten die Gelegenheit, das Tanzbein zu schwingen.

Die imposanten Drei Zinnen

Am Donnerstag, 20. September war die Wetterprognose hervorragend. Wir nutzten heute die gute Vorhersage für einen zweiten Anlauf zum Weltnaturerbe Drei Zinnen und starteten bei wolkenlosem Himmel über Toblach nach Misurina. Schon die Anfahrt über die Mautstraße durch die Dolomiten war ein Naturschauspiel. Nach zweistündiger Anreise erreichten wir um 10:30 Uhr den Parkplatz an der Auronzohütte. Am Fuße der Drei Zinnen, die bis zu 800 Meter steil aufragen, wird man schon sehr ehrfürchtig. Ernüchternd war allerdings, dass sich mit uns gefühlte 10.000 Wanderer auf den Weg um die Drei Zinnen aufgemacht haben. Um unsere Gruppe etwas übersichtlicher zu gestalten, haben wir uns wieder in zwei Gruppen aufgeteilt. Der Wanderweg (Wanderautobahn) war allerdings für beide Gruppen identisch. Das Wetter war wirklich herausragend und die Luft war angenehm frisch. Die Berggruppe mit 21 Teilnehmern startete als erste der beiden Gruppen in Richtung Drei-Zinnen-Hütte, die 19-köpfige Wandergruppe etwas später. Die Landschaft mit den schroffen Bergen ist schon überwältigend und mit den vielen anderen Wanderern war es schwer, die Gruppen wegen der vielen Fotostopps zusammenzuhalten. Die Wandergruppe legte vor dem Aufstieg zum Paternsattel noch eine kleine Pause an der sogar leicht mit Kinderwagen zu erreichenden Lavaredohütte ein. Am Paternsattel, dem mit 2.457 Metern höchsten Punkt unserer Umrundung, haben wir zunächst unsere Berggruppe wieder zusammengeführt. Der weitere Weg ging dann zu der Drei-Zinnen-Hütte. Hier herrschte natürlich Hochbetrieb und wir haben uns deshalb etwas abseits um ein kleine Kapelle zur Rast verteilt. Die etwas später angekommene Wandergruppe hatte sich auch dazugesellt. Unterhalb der Hütte liegen ganz malerisch die Toblinger Seen. Nach der Mittagspause brachen wir auf zum zweiten Teil der Zinnen-Umrundung. Auch wenn es zunächst nicht danach aussah, war die zweite Hälfte kein Spaziergang. Zunächst ging es im Abstieg über einen steilen Serpentinenpfad bis auf 2.180 Meter hinunter in eine Mondlandschaft, um gleich danach wieder auf 2.250 Meter hoch zu kraxeln. Der weitere Weg war dann aber im leichten Bergauf und Bergab gut zu bewältigen. Der Weg der zweiten Hälfte war wieder mehr ein Wanderweg und es waren auch lange nicht mehr so viele Menschen unterwegs. Auch auf dem letzten Stück der Wanderung kam die Berggruppe nicht ohne Einkehr an der Langalm vorbei. Hier reichte es wieder für ein kühles Getränk, bevor wir – durch die gesichtete Wandergruppe aufgescheucht – das Weite suchten und um 15:30 Uhr den Busparkplatz erreichten. Kurze Zeit später traf dann auch die Wandergruppe, die ohne Einkehr an der Langalm vorbeiging, ein und nach Stärkung am Bus fuhren wir zurück zum Hotel, wo wir um 17:45 Uhr eintrafen. Die Wanderung um die Drei Zinnen war 11 km lang. Dabei hatten wir 410 Meter im Auf- und Abstieg.

Aufgrund der späten Heimkehr mussten wir uns mit dem Umziehen beeilen, denn vor dem Abendessen gab es bei sonnigem Wetter vor dem Hoteleingang einen Sektausschank, mit dem die Gäste auf das festliche Gala-Menü eingestimmt wurden.

Der für heute nach dem Abendessen geplante obligatorische Abschlussabend mit lustigen Darbietungen aus eigenen Reihen musste leider entfallen, da uns das Hotel keine geeigneten Räumlichkeiten zur Verfügung stellen konnte, was schade war und mit großem Bedauern zur Kenntnis genommen wurde.

Musiker Norbert sorgte für Stimmung

Am Freitag, 21. September traten wir alle gemeinsam zur Abschlusswanderung an. Justus brachte uns zum Startpunkt der Wanderung nach Feldthurns. Das Wetter war uns auch am letzten Wandertag treu (blauer Himmel, kaum Wolken) und so wanderten wir auf dem fantastischen Keschtnweg gemütlich in Richtung Gasthaus Huber in Pardell. Auch dieser Weg zeigte viele schöne Aussichten in das Tal und um Punkt 12 Uhr trafen wir am Gasthaus ein. Hier hatte uns Wirt Peter draußen große Tische reserviert. Unser bestellter Musiker Norbert mit seiner „Steierischen Harmonika“ war bereits vor Ort und spielte gleich auf. Es dauerte nicht lang, bis die Wanderinnen und Wanderer zu Norberts Musik schunkelten und die Ersten auch schon das Tanzbein schwangen. Das vorbestellte Essen war vorzüglich und die Portionen kamen uns Wanderern gerade recht. Leider ging es nach zweieinhalbstündiger froher Stimmung dann zur letzten Etappe unserer Wanderung. Der Weg führte uns vorbei am Kloster Säben, steil hinab über viele Naturstufen, nach Klausen. Hier wurden wir nun letztmalig von Karin und Justus bewirtet, bevor wir zum Hotel Sun zurückfuhren. Unsere Wanderung heute war 9 km lang, hatte 115 Meter im Auf- und 430 Meter im Abstieg. Um 17 Uhr trafen wir am Hotel ein. Es blieb noch etwas Zeit, um sich ein leckeres Andenken aus Südtirol aus dem Oberweitzhof zu gönnen. Um 18:30 Uhr hieß es dann wieder „Fahne abhängen“, bevor wir uns dann ein letztes Mal von der hervorragenden Küche des Hotels Sun überzeugen konnten.

Nach dem Abendessen verabschiedeten wir uns von Gaby und Franz Hilpold sowie dem stellvertretend anwesenden Personal und bedankten uns für die hervorragende Küche, Bewirtung und Unterbringung.

Am Samstag, 22. September war um 6:45 Uhr die Kofferverladung. Nach dem anschließenden Frühstück starteten wir um kurz vor 8 Uhr unsere Heimreise. Auf der Rückfahrt wurde auch das Wanderziel für September 2019 verkündet. Es geht vom 5. bis 14. September wieder nach Südtirol, und zwar auf das oberhalb von Bozen liegende Hochplateau Ritten in das 3***-Naturhotel Wieserhof. Die weitere Heimreise verlief unproblematisch und wir waren nach knapp zwölf Stunden Fahrt wieder am Hindenburgplatz und verabschiedeten uns bei strömendem Regen voneinander.

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