Wandertagebuch zur Mehrtagesfahrt 2020 nach San Lorenzo Dorsino im Trentino

Text: Jochen Ogurek, Fotos: Lydia Kaatz/Karin Niestroj/Gunter Hübner

Am Donnerstag, den 17. September starteten wir um 4 Uhr mit 28 Teilnehmern unsere 10-Tage-Fahrt ins Trentino nach San Lorenzo Dorsino. Es war noch frisch und bei trockenem Wetter brachte uns unsere Fahrer Helmut zunächst bis zur Rastanlage Rhön. Dort übernahm dann Justus den Bus. Die weitere Anfahrt verlief ohne Probleme und um 18 Uhr erreichten wir das Hotel Miravalle. Hier erwarteten uns noch Annette und Gunter. Sie waren jeweils in Eigenregie angereist. Nach dem Aufhängen der Sektionsfahne wurden wir von der Hotel-Chefin Fabrizia Orlandi mit Snacks und einem Cocktail begrüßt. Das leckere Abendessen hatten wir uns nach der langen Anfahrt sicher verdient. Bei einem guten Getränk ließen wir in der Hotelbar den Abend ausklingen.
Am Freitag starteten wir alle gemeinsam unsere erste Wanderung. Die Gemeinde San Lorenzo Dorsino besteht aus den sieben Ortsteilen Glolo, Berghi, Pergnano, Senaso, Dolaso, Prato und Prusa, die „Ville“ genannt werden. Diese lernten wir zum Teil auf der Wanderung kennen. Nach der Wanderung mit schönen Aussichtspunkten und schattigen Waldwegen wurde im Hotel Kaffee und Kuchen gereicht. Dann war Zeit für eigene Aktivitäten oder um einfach mal im SPA-Pool des Hotels zu entspannen. Zum Abendessen erwartete uns das schmackhafte Freitags-Galadinner.
Am Samstag verließ zunächst die Berggruppe den Bus an der Landstraße zum Ort Sarche. Die Tageswanderung der Berggruppe wurde vom Guide Emanuele geführt. Auf Teilen des Wanderweges Sentiero Frassati führte der bewaldete Weg an geschichts­trächtigen und kulturhistorischen Sehens-­ würdigkeiten um den Berg Godesi zum Zielort Comano.
Die Wandergruppe startete am Kurpark des Ortes Ponte Arche. Entlang des Flusses Sarca führte der Weg zunächst zum Ort Villa Banale, um nun wieder abzusteigen zum Canyon del Limaro, wo das Wasser im Laufe der Jahrhunderte die hohen Felswände in mystische Steinskulpturen verwandelt hatte. Nach Überschreitung einer Hängebrücke und Begehen weiterer Aussichtspunkte in der Schlucht erfolgte ein längerer Aufstieg über schöne Waldwege und Pfade zum Zielort Comano. Nach Eintreffen der Berggruppe haben wir uns am Bus mit von Wanderinnen und Wanderern gespendeten Kuchen und Getränken gestärkt. Danach erfolgte die kurze Fahrt zum Hotel.
Am Sonntag fuhren beide Gruppen mit dem Bus zum Lago di Nembia. Der kleine See befindet sich am Fuße der beeindruckenden und hier steil abfallenden Brentadolomiten. Die Wandergruppe ging eine Etappe auf dem Sentiero Frassati entlang der Berge Cravil, Argie und Baeli. Im stetigen Bergab ging es über steinige Wege vorbei an der schmu­cken Kirche Santuario Madonna de Caravaggio. Der weitere geplante Weg „versickerte“ allerdings im Wald, sodass wir nach einer verspäteten Mittagsrast über einen Fahrweg zurück zum Lago di Nembia laufen mussten. Am See angekommen, kühlten sich viele Wanderinnen und Wanderer zunächst ihre Füße im eiskalten Wasser des Sees. Am Bus wurden wir wieder mit leckeren Kuchen und kühlen Getränken versorgt.
Da der beschrittene Weg der Berggruppe ziemlich monoton war, entschied die Gruppe unter der Leitung von Guide Samuele, einen anspruchsvolleren Weg zu gehen. Der gewählte lange Weg führte in ständigem Bergauf und Bergab vorbei an den Orten Margone, Ranzo und Moline. Um 18 Uhr erreichte die Berggruppe etwas müde, aber sehr zufrieden das Hotel Miravalle, wo sie von der Wandergruppe mit Applaus begrüßt wurde. Die heutige Etappe war mit 23 km und mehr als 1.000 Hm eine Superleistung der Berggruppe. Hut ab!!!
Am Montag starteten wieder beide Gruppen mit dem Bus. Es ging in Richtung Tenno. Die Wandergruppe verließ den Bus im Ort Balino. Die Streckenwanderung führte zunächst über einen schönen und teilweise anspruchsvollen Pfad zur Grotte Camerona. Die große, ca. 8 Meter hohe Höhle ist ungefähr 80 Meter begehbar. Danach ist eine Begehung nur noch mit Kletterei und Licht möglich. Aber das war nicht unser Plan. Der weitere waldreiche Weg führte vorbei am kleinen Laghiosi-See und weiter im stetigen Bergab zum malerisch gelegenen Tennosee. Nach der Mittagsrast lag das Dorf Canale auf dem Weg. Das Dorf wurde erst kürzlich als eines der schönsten Dörfer Italiens ausgezeichnet. Nach einem letzten starken An- und Abstieg erreichten wir unseren Bus am vereinbarten Parkplatz.
Die Berggruppe startete die Rundwanderung vom Parkplatz nahe dem Ort Tenno. Unter der Leitung von Guide Samuele ging es über den Monte San Pietro. Tief im Tal war der Gardasee zu sehen. Vorbei ging es an der Refugio Calino San Pietro, dem Ort Bastiani und dann zurück zum Ausgangspunkt. Hier hatte Justus schon wieder alles für unsere Stärkung vorbereitet. Dann Rückfahrt beider Gruppen zum Hotel.
Am Dienstag war der Startpunkt der Wandergruppe wieder der Ort Ponte Arche. An der Terme di Comano begann „Der Weg der Kunst“. Nach einem steilen Anstieg erreichten wir den Ort Stenico. Ein kleiner Abstecher führte uns zum Castello di Stenico. Im Wald von Stenico ging es auf einem zwei Kilometer langen Weg auf eine schöne Entde­ckungstour zeitgenössischer Kunst aus Naturmaterialien. Der Abstieg erfolgte über aussichtsreiche Wege durch die alten Bergdörfer Seo, Sclemo und Premione nach Ponte Arche. Hier wartete bereits unser Bus auf uns, um dann die Berggruppe im Ort Comano abzuholen.
Der Bus brachte die Berggruppe bis zum Ort Comano. Guide Emanuele führte die Gruppe heute auf waldreichen, stetig ansteigenden Pfaden auf den Gipfel des Monte Casale. Leider war die Sicht nicht optimal. Der Blick zum Gardasee, zum ewigen Schnee des Carè Alto und zu den mächtigen Kalksteinfelsen der Brenta-Gruppe war nur eingeschränkt möglich. Nach der Mittagsrast auf dem Gipfel erfolgte der Abstieg auf gleichem Weg. Bevor es zum Hotel ging, wurden wir am Bus wieder mit Kuchen und Getränken verwöhnt.
Am Mittwoch startete die Wandergruppe vom Hotel zu einer Wanderung durch die Gegend an den Hängen des Monte Prada. An der Schutzhütte Alpenrose entkamen wir bei einem Getränk einem Regenschauer. Nach dem Regen setzten wir unseren Weg fort in Richtung Monte Prada. Nach der Mittagspause auf einer Waldlichtung ging es auf anderen Wegen wieder zurück. Am Kreu­- zungspunkt an der Schutzhütte Alpenrose trafen wir auf die Berggruppe. Wir beschlossen, den Rückweg gemeinsam zu gehen. Der Abstieg auf schönen Pfaden führte uns direkt zum Hotel.
Die Berggruppe startete unter Leitung von Guide Samuele. Ein Jeep brachte die Gruppe zum Ausgangspunkt der Wanderung zur Schutzhütte Alpenrose. Der Weg der Berggruppe führte dann auf etwas anspruchsvolleren Wegen ebenfalls in Richtung Monte Prada. Ein Regenschauer machte die Tour vorübergehend etwas unangenehm. Durch das Zusammentreffen der beiden Gruppen an der Schutzhütte Alpenrose entschied sich die Berggruppe zum gemeinsamen Abstieg mit der Wandergruppe zurück zum Hotel.
Am Donnerstag fuhren beide Gruppen mit dem Bus nach Molveno zur Talstation der Seilbahn „La Panoramica“. Die Wandergruppe startete direkt von der Talstation. Der zunächst lange Anstieg führte über sehr schöne Waldsteige zum Wintersportort Andalo. Unsere Mittagsrast machten wir auf dem Festplatz. Der Ort Andalo ist außerhalb der Wintersaison allerdings ziemlich verwaist. Der Rückweg nach Molveno ging entlang des Rio de Lambin, einer der beiden Zuflüsse des Lago di Molveno. Das letzte Teilstück forderte auf stark abschüssigem, rutschigem Boden nochmal die volle Aufmerksamkeit der Wanderer. Der Hafen von Molveno war das Ziel der heutigen Wanderung. Hier wartete bereits unser Bus auf uns.
Die Berggruppe fuhr zunächst mit der Seilbahn bis zur Mittelstation zur Rifugio Pradel. Nachdem der Guide Samuele in den vorhergehenden Touren die Leistungsfähigkeit der Gruppe festgestellt hatte, führte er die Gruppe heute auf teilweise ausgesetzten und seilversicherten Steigen in Richtung des Gipfels Palon de Tovre. Auf einem sehr langen Abstieg ging es zurück nach Molveno zum vereinbarten Busparkplatz am Hafen. Gemeinsam fuhren wir zurück zum Hotel.
Am Freitag mussten wir unser Programm witterungsbedingt ändern. Die gemeinsame Abschlusswanderung vom Lago di Nembia nach Molveno und abschließende Einkehr im Nembia-Bauernhof des Hotels Miravalle musste leider wegen Regens ausfallen. Als Ersatzprogramm hatten wir uns die Stadt Trient angeschaut. Hier hatte jeder die Möglichkeit, die Stadt auf eigene Faust zu erkunden: das Castello del Buonconsiglio, die Kathedrale auf der Piazza Duomo oder einfach nur das schöne historische Zentrum des lebhaften Ortes. Nach der Rückkehr zum Hotel wurde nochmals zu Kaffee und Kuchen geladen. Das Abnehmen der DAV-Fahne gestaltete sich schwierig. Wegen des mittlerweile aufkommenden Sturmes haben wir die Fahne ohne die übliche Zeremonie eingeholt. Es folgte nochmals ein Galadinner, welches wir auch für die Danksagung an das Personal und die Hotelleitung für gute Bewirtung nutzten. Dann hieß es auch schon wieder Koffer packen.
Am Samstag, den 26. September traten wir nach dem Frühstück um 6:45 Uhr unsere lange Heimreise an. Auf Höhe des Brenners lag bereits der erste Schnee. Mit der Abfahrt vom Brenner setzte dann allmählich Regen ein, der bis Beckum nicht nachließ. Während der Heimreise wurde das bis jetzt gut gehütete Ziel fürs nächste Jahr bekannt gegeben. Es geht vom 9. bis 18. September 2021 nach Kurtinig a. d. W./Südtirol.
Trotz der Unwegsamkeiten durch die Corona-Pandemie und des kurzfristigen Ausfalls der Wanderleiterin hatten wir schöne Wandertage im Trentino. Der Dank geht hier auch nochmal an die beiden Guides Emanuele und Samuele, an Karin, Ruth, Lydia, Gunter und natürlich an die Spenderinnen und Spender der vielen Köstlichkeiten. Das Wetter war, trotz schlechter Prognosen, ein gutes Wanderwetter. Auch am Abend konnten wir meistens noch auf der schönen Terrasse des Hotels bei einem kühlen Getränk über unsere Erlebnisse plaudern.
Alles in allem hatten wir einen gelungenen Wanderurlaub und viel Spaß in der Gruppe.

Hier einige Bilder von unseren Touren: