Text: Jochen Ogurek/Christian Huster/Fano Morgenstern,
Fotos: Christian Huster/Georg Beumer/Conny Brünenkamp/Lydia Kaatz/Stefan Schlesiger
Als wir am 5. August zur Vortour der Herbstfahrt in St. Anton angekommen sind, war uns (Jochen, Fano, Christian) schon klar, sehr schön hier, aber die Hänge links und rechts des Tals sind echt steil. Und hoch hinaus geht es bis 2.800 Meter noch dazu.
Am Samstag, den 10. September in der Frühe startete der Bus für insgesamt 48 Teilnehmer. Besonderheit in diesem Jahr: Die Gruppe wurde angeführt von drei Wanderleitern. Nach vielen Jahren der Wanderleitung durch Jochen stand in diesem Jahr die Stabübergabe an Christian und Fano an. Den Vorteil von nun drei Wanderleitern konnten wir bei den Wanderungen der nächsten Tage gut anbringen.
Am Nachmittag kamen wir in St. Anton am Hotel „Nassereinerhof“ bei leicht gemischtem Wetter mit angenehmen Temperaturen an. Das Einchecken ging reibungslos, auf die Schnelle frisch machen, denn die Fahne musste aufgehängt werden. In bewährter Manier ließen Karin und Jochen die Fahne an einem Balkon herunter. begleitet vom Gesang der Wanderer. Der Hotelier spendierte hierzu einen Willkommensgruß.
Traditionell brachen wir am Sonntag zu einer Eingehwanderung um St. Anton auf. Wir erkundeten den Skulpturenweg, durchwanderten den Mühltobel (eine kleine Schlucht mit Wildwasser) und erreichten über schöne Wanderpfade wie den Sonnen- und Arlenweg durch den über den Ort liegenden Hang unser Hotel. Ein bisserl Regen zwischendurch ließ uns schon mal die wetterfeste Kleidung testen. Kaffee und Kuchen waren ein runder Abschluss dieser Tagesetappe.
Abends trafen wir Wanderleiter uns, wie dann jeden weiteren Abend, um die Wanderung des nächsten Tages festzulegen. Diese Neuerung haben wir eingeführt: Das vorher bekanntgegebene Wanderprogramm war nicht an festen Tagen geplant. So konnten wir die Faktoren Wetter sowie die allgemeine Stimmungslage für die Wanderung am nächsten Tag günstig einfließen lassen.
Eigentlich wäre dann am Montag eine etwas einfachere Wanderung an der Tagesordnung gewesen, damit wir Flachländer uns an die Berge gewöhnen konnten. Die Wettervorhersage sagte aber warme Temperaturen und viel Sonnenschein vorher, so dass wir uns entschlossen, gleich mit einer Bergbahn in die Höhe zu fahren.
Mit dem Bus fuhren wir zunächst nach Wald am Arlberg ins Klostertal. Die Bergbahn brachte uns auf den Sonnenkopf auf 1.841 Meter, den Startpunkt unserer Wanderungen.
Es standen eine Höhenwanderung mit Aufstieg zum Burtschakopf an sowie eine Wanderung ins Tal nach Dalaas. Beides nicht ganz leichte Wanderungen. Mit jeweils ca. 10 km Länge im normalen Rahmen, jedoch hatte die Berggruppe einen Aufstieg von 650 m zu bewältigen und die Wandergruppe einen Abstieg von 1.300 m zu meistern. Kurzerhand boten wir eine 3. Wanderung an mit einer verkürzten Höhenwanderung.
Die selbsternannte Berggruppe 2 wanderte zunächst auf einem schönen, aussichtsreichen Pfad. Die ersten 2,5 km waren ohne viel Auf und Ab. Aber eben deshalb war der Pfad auch immer wieder sehr matschig und rutschig. Dann begann ein nur 1,5 km langer Anstieg, der es in sich hatte. Immer wieder mussten wir die Stöcke in den Rucksack packen und unsere Hände zur Hilfe nehmen, um die vielen Kletterstellen zu meistern. Auf der Hälfte dieses Kletteranstieges erreichten wir die einzige ebene und windgeschützte Stelle. Endlich Brotzeit!!! Nachdem wir uns gestärkt hatten, folgte der zweite Teil des Anstieges mit weiteren Kletterstellen. Weil auch immer wieder feuchte Abschnitte auf dem Weg waren, war das schon für alle eine Herausforderung. Aber wir erreichten dann doch den ersehnten Abzweig Richtung Burtschasattel/Burtschakopf und Richtung Sonnenkopfbahn. Auf Grund der fortgeschrittenen Zeit und der Ungewissheit über die noch bevorstehenden Herausforderungen traten wir den Rückweg zur Bergstation an. Der Weg war dann aber wieder, wie der erste Teil des Weges, gut zu gehen. Aber auch hier waren viele „saftige“ Stellen zu überwinden. Die schöne Aussicht und das beste Wetter machte den Rückweg kurzweilig. Um 15:30 Uhr erreichten wir die Bergstation.
Die Berggruppe 1 stieg über Wiesenpfade auf zum Burtschasattel und weiter zum Abzweig auf den Burtschakopf. Den kurzen, aber knackigen Aufstieg bewältigte ein Teil der Gruppe geschwind, während die restlichen Wanderer sich ihre wohlverdiente Pause gönnten. Die Gipfelstürmer drängten sich auf dem sehr schmalen Bergrücken am Gipfelkreuz auf 2.244 m und konnten einen phänomenalen Weitblick ins Montafon bzw. die Arlberger Berge genießen. Wir mussten den Berg mit Auf- und Abstiegen noch umrunden, um dann kurz nach der Berggruppe 2 an der Bergstation einzutreffen. Gemeinsam fuhren wir mit der Sonnenkopfbahn zurück ins Tal. Mit dem Bus ging es jetzt zu einem Parkplatz in Dalaas, um die Wandergruppe in Empfang zu nehmen.
Die Wandergruppe hatte wohl das schwerste Los getroffen, denn die Etappe war gleich am ersten Tag sehr anstrengend. In einer kleinen Gruppe schlossen sich acht Wanderer zusammen. Der Aufstieg zum Muttjöchle (2.074 m) forderte aufgrund eines steilen Anstiegs von knapp 240 m unsere Gruppe gleich einmal heraus. Am Gipfelkreuz angekommen, war Zeit für Fotos und eine kurze Pause. Alsbald machten wir uns auf den Weg des langen und teils sehr steilen Abstiegs. Bevor es in den Wald ging, fanden wir einen schönen Platz für eine Brotzeit. Der Waldweg war schön und gut begehbar. So kamen wir gut nach Kristberg. Kurzentschlossen nahmen wir von dort den etwas gemäßigteren Abstieg über die Forststraße nach Dalaas und umgingen somit einen steilen Waldpfad. Müde nach der langen Etappe, kamen wir heil beim Bus an. Dort wurden wir mit tosendem Applaus von den im Spalier stehenden Wanderkollegen empfangen. Klasse; die anschließende Stärkung mit frischem Kaffee, Kuchen und anderen Leckerbissen hatten wir uns wahrlich verdient.
Auf der Rückfahrt vom Sonnenkopf war die Planung der Etappe für den folgenden Dienstag noch recht vorsichtig. Da aber die Wetterlage wieder hervorragendes Wanderwetter prognostizierte, folgte wieder eine anstrengende Höhenwanderung.
Ausgangspunkt der Wanderung am Dienstag war das benachbarte St. Christoph (1.760 m). Nach einem mal wieder knackigen Anstieg teilte sich die Gruppe. Während die Berggruppe den Berggeistweg nahm, der einen Anstieg zum Maroisee auf 2.350 m versprach, folgte die Wandergruppe dem Paul-Bantlin-Weg, der erst recht eben verlief, dann aber einen deutlichen Anstieg zur Kaltenberger Hütte (2.089 m) hatte.
Die Wandergruppe stieg dann von der Hütte ca. 700 Höhenmeter ab und erreichte nach einer 15 km langen Wanderung den Bus in Stuben. Die Berggruppe machte sich auf den Rückweg über den Paul-Bantlin-Weg nach St. Christoph. Hier wartete bereits der Bus mit der Wandergruppe und begrüßte die ankommenden Wanderer mit überschwänglichem Applaus. Ihr könnt euch denken, was jetzt folgte … Kaffee, Kuchen und Hochprozentiges.
Am Mittwoch folgte dann eine nicht ganz so schwere Wanderung (so die Planung). Zunächst fuhren wir für eine kurze Anfahrt mit dem Bus nach Pettneu. Gemeinsam starteten wir um 9:15 Uhr. Die Wandergruppe machte sich auf zu einer Rundwanderung. Kaum aus dem Ort heraus, erwartete uns ein schöner Waldsteig. Der machte seinem Namen alle Ehre und war schon ziemlich steil, aber gut begehbar. Lange folgten wir einem Bachlauf, der teils tief neben uns kräftig rauschte.
An der Nessleralm gab es für die Berggruppe nur eine kurze Rast, schließlich wollte diese über einen höher gelegenen Weg zurück zum Hotel wandern. Der höchste Punkt war schließlich die Walcherer Höhe (1.940 m), die zu einer Rast und Verzehr des Proviants einlud. Ab hier folgte ein längerer Abstieg über schöne Waldpfade zur Putzenalm und zurück nach St. Anton.
Die Wandergruppe lag bei Ankunft an der Nessleralm gut in der Zeit und leistete sich eine einstündige Rast. Kaffee, Kuchen, Suppen und Eis waren bei schönem Wetter gefragt. Der Abstieg verlief größtenteils über einen einfach zu begehenden Fahrweg. Nach Verlassen dieses Weges führte uns der letzte Abschnitt auf einen Kreuzweg. Da wir aber im Abstieg waren, erwanderten wir diesen Weg nach einer weiteren Pause, beginnend an der Kalvarienbergkapelle, „rückwärts“. Ein schöner Waldsteig führte uns schließlich zurück in den Ort Pettneu, wo uns wieder unser Bus erwartete. Natürlich war am Bus bereits wieder alles für eine Stärkung der Wanderinnen und Wanderer vorbereitet. Ein schöner Wandertag ging zu Ende.
Die Wettervorhersage für Donnerstag und folgend war weniger vielversprechend. Somit entschied sich das Wanderleiter-Team für Rundwanderungen in den dem Hotel gegenüberliegenden Bergen.
Der Weg der Wandergruppe führte über den Sattelwaldweg. Mit knapp 16 km Länge und 550 Meter Steigung auch kein Spaziergang, aber dafür über sehr schöne heimelige Waldwege. Zum Abschluss ging es zur gemütlichen Wagner-Hütte in der Nähe des Verwallsees. Der angekündigte Regen ließ glücklicherweise auf sich warten und so sind wir über die Rosanna-Schlucht trockenen Hauptes zum Hotel abgestiegen.
Die Berggruppe hatte sich vorgenommen, den Sattelkopf mit 1.985 m Höhe zu erklimmen. Der dort hinaufführende Weg schlängelte sich um den Berg mit erst einmal 350 Meter im Anstieg. Diese sind wir allerdings auf dem folgenden Weg wieder abgestiegen, bevor es am Stück 550 Meter recht steil bergauf zum Gipfelkreuz ging. Puh – oben angekommen, waren wir alle ziemlich müde. Vom Sattelkopf hatten wir einen tollen Blick direkt auf St. Anton. Nach einer ausgiebigen Pause führte uns der lange Abstieg zur Tritsch-Alpe. Es begann zu regnen, sodass wir bei leichtem Regen über die Fahrstraße Richtung St. Anton wanderten. Mit immerhin 20 Kilometern und 950 Höhenmetern, aber auch vielen schönen Eindrücken der Wanderung erreichten wir unser Hotel.
Am Abend hatten wir zwei Musiker aus dem Ort eingeladen. Eddie und Martin, zwei Originale aus St. Anton, spielten auf einem Akkordeon und einer Gitarre volkstümliche Lieder. Eddie machte zwischendurch immer wieder Späße, so dass wir einen lustigen Abend hatten. Anfänglich war die Bereitschaft zu tanzen weniger vorhanden. Begleitend zu einem Lied, erklärte Eddie uns den Zillertaler Hochzeitsmarsch, den wir uns praxisnah erklären ließen. Später spielten die Musiker noch auf einer großen Säge sowie einem Vorläufer der Zither. Der Höhepunkt des Abends aber war die Verabschiedung von Jochen als Wanderleiter. Dazu hatte Ulla einen Text zum Lied Wellerman gedichtet. Eine kleine Gruppe unserer Wanderer hat das Lied vorgetragen; beim Refrain fielen alle stimmgewaltig ein. Jochen war sehr ergriffen und bedankte sich für die vielen guten Zusprüche.
Auch für Freitag wurde kühles Wetter und Regen angekündigt. So fuhren wir mit dem Bus zunächst nach St. Christoph. Es war nebelig, wolkenverhangen, windig. Keine guten Voraussetzungen für einen schönen Wandertag. Auch der Start verlief holperig. Der offizielle Wanderweg zur Ulmer Hütte verlief zunächst für ca. 500 Meter entlang der stark befahrenen Bundesstraße 197. Auf dem halben Meter breiten Streifen neben der Begrenzungslinie gingen wir vorsichtig, immer auf den Verkehr achtend, im Gänsemarsch den Weg. Aber bald konnten wir auf einem Fahrweg diese Passage beenden. Die nächste Überraschung kam. Ein wirklich steiler, scheinbar nicht endender Fahrweg zwang uns zu mehreren kurzen Pausen und auch der weitere Aufstieg über einen Bergsteig war wegen der Witterung schon ordentlich anstrengend. Die Wolkendecke riss zwar immer wieder auf, aber größtenteils liefen wir „in den Wolken“ und der Wind tat sein Bestes, um uns zu nerven.
Hier trennten sich die Gruppen. Die Berggruppe wandte sich Richtung Osten durch ein breites Tal Richtung St. Anton. Da uns der Wind im weiteren Verlauf der Wanderung nicht mehr direkt angreifen konnte, war es recht angenehm zu wandern. In einer leeren Holzhütte fanden wir genug Schutz für eine ausgiebige Pause. Da sich nun sogar die Sonne blicken ließ, wurde die Wanderung kurzerhand verlängert. Wir kreuzten die Gampenbahn und wanderten Richtung Rodelhütte. Hier gabʼs für die Wanderer leckeren Kakao mit hochprozentigem Zusatz. Von der Hütte war der Abstieg zum Hotel nur noch ein Kinderspiel.
Die Wandergruppe erreichte ihrerseits einen großen Speichersee für die Beschneiungsanlagen, folgte der Piste auf einem neu angelegten Schotterweg und erreichte bald die Bergstation der Galzigbahn. Nach einer Mittagspause, die teilweise wieder unter blauen Himmel stattfand, begann unser Abstieg. Der Pfad war trotz der vielen Höhenmeter wider Erwarten nicht so schlimm. Nur die bereits bekannten Schlammstellen waren immer wieder zu bezwingen. Um 14:15 Uhr erreichten wir unseren Bus. Unsere wohlverdiente Stärkung nahmen wir diesmal im Bus zu uns. Es war einfach zu kalt und der Regen hatte uns eingeholt. Trotz der Kälte und des sehr unangenehmen Windes haben wir auch diese Wanderung ohne nennenswerte Niederschläge gemeistert.
Samstag trat die Vorhersage zum Kälteeinbruch ein. Die Schneefallgrenze lag bei ca. 1.500 Metern. Da auch Niederschläge angekündigt waren, fuhr ein Großteil der Gruppe mit dem Bus nach Bludenz zur Besichtigung der Altstadt. Erfreulicherweise war dort auch ein Schokoladen-Outlet, bei dem sich einige Teilnehmer mit Süßem eingedeckt hatten. Ein Bauernmarkt bot zusätzlich die Möglichkeit zum Erwerb von regionalen Köstlichkeiten.
Die Unerschütterlichen unter den Wanderern unternahmen eine Rundwanderung mit Start am Hotel. Wir wanderten entlang der „Rosanna“ in die gleichzeitig namengebende Rosanna-Schlucht bis hinauf zum Verwallsee. Ja, es regnete bzw. schneite weite Teile der Strecke. Durchgefroren, aber froh, in die Wagner-Hütte einkehren zu können, wärmten wir uns auf, bevor der Rückweg zum Hotel angesteuert wurde.
Am Sonntag blitzte die Sonne durch die Wolken. Die Berge rundherum hatten eine weiße Haube. Die Abschlusswanderung hinauf zur nahe liegenden Rodelhütte erfolgte trockenen Fußes auf idyllischen Waldwegen. In der rustikalen und urigen Hütte fand die Gruppe bei behaglichen Temperaturen Platz. Erfreuen konnten wir uns über einen Musiker, der dort live spielte. Für jeden Tisch gab es eine Auswahl an regionalen Spezialitäten. Zum Nachtisch durfte der Kaiserschmarrn nicht fehlen. Mit viel Kurzweil und den ersten Rückblicken auf die vergangenen Tage ging es zurück zum Hotel.
Vor dem Abendessen wurde die Fahne eingeholt, begleitet vom Gesang der gesamten Wandererschaft.
Schon waren die schönen Tage vorbei, so dass wir am Montag früh die Rückreise antraten.
Klasse, die 10 Tage waren sehr erlebnisreich. Zwar verbunden mit ein wenig Anstrengung, konnten wir doch viele Eindrücke mit nach Hause nehmen.
Hier eine kleine Auswahl an Bildern: