Text und Fotos: Bernhard Emberger
Ein Kletterseil ist ein Gebrauchsgegenstand – und zieht Dreck an. Ebenso verhält es sich mit den Klettergriffen und dem Fels. Dann heißt es wieder schwarze Hände und Dreckschmierer auf Klamotten und im Gesicht. Lange war der Wunsch vieler Kletterer zu hören, auf der Kletteranlage im Phoenix-Park auch die Hände waschen zu können. Im Sommer 2018 ließen wir einen Brunnen bohren und wir errichteten eine Pumpe.
Die Brunnenbohrmaschine war gar nicht mal so groß, bequem fand sie neben dem Phoenix-Blick Platz. Das Bohren ging auch recht schnell, zeitaufwendig war das Ziehen der Bohrgestänge und des Bohrkopfs, um diesen vom Kalksteinmergel zu befreien. Dieser ist ein relativ weiches Gestein mit tonigen Anteilen, der gebrochen aus dem Bohrkopf entfernt werden muss. Danach wurde alles wieder zusammengesetzt und stückweise in den Boden versenkt. Dennoch gingen die Bohrarbeiten zügig voran und bereits am Mittag war das Bohrloch auf 31 Meter abgeteuft.
Der Phoenix-Park ist ein renaturierter Steinbruch und ein als Naherholungsgebiet gestalteter Park. Die ersten Meter Boden wurden während der Renaturierung aufgebracht und die Erde ist ein lockeres Material. So wurden die ersten oberen zwei Meter des Bohrlochs mit einem Stahlrohr gegen Verschütten gesichert. Die restlichen Meter liegen im Gestein einer Kalksteinmergelschicht, sodass das Bohrloch hier nicht gesichert werden musste.
Ein Filterkorb wurde an einem langen Schlauch abgesenkt und an einer Pumpe angeschlossen. Daneben wurde ein elektrischer Schalter, der auf Wasser reagiert, gelegt. Dann wurde das Bohrloch leergepumpt und die Zeit gemessen, bis der Wasserstand wieder bis an den Schalter angestiegen ist. Daraus lässt sich die Wasserspende des Brunnens bestimmen. In diesem trockenen Sommer am Tag der Bohrung lag die Ergiebigkeit unseres Brunnens bei etwa 300 l/Std. Der Schalter und die Pumpe wurden wieder entfernt und der Brunnenkopf geschlossen. Der Brunnen ist fertig.
Nun muss nur noch das Wasser an die Oberfläche gehoben werden. Hier legten wir selbst Hand an. Neben dem Brunnenkopf wurde ein behauener Granitblock in den Boden betoniert. Daran schraubten wir eine Schwengelpumpe. Als Saugpumpe kann sie Wasser bei einem Grundwasserspiegel bis 8 Meter Tiefe hochpumpen. Dank des nahegelegenen Phoenixsees dürfte der Grundwasserspiegel meist höher liegen. Ein Terrakotta-Trog liegt quer auf einem Holztrog und fängt das Wasser aus der Pumpe auf. Im darunterliegenden Holztrog kann Wasser aufgestaut werden.
Die Wasserspende von 300 l/Std. (entspricht 5 l/Min.) ist nicht viel. Eine Armatur in Küche oder Bad liefert 8 l/Min. und bei einer Dusche fließen sogar 18 l/Min. Dennoch reicht ein kräftiger Hub am Schwengel und der Schwall an Wasser reicht zum Händewaschen aus. Bisher musste auch noch niemand warten, bis wieder ausreichend Wasser in den Brunnenschacht nachgeflossen ist. Das Wasser ist Grubenwasser und daher KEIN Trinkwasser. Das gebrauchte Wasser versickert ohne weitere Reinigung im Boden. Daher dürfen auch KEINE Seife oder sonstige Reinigungsmittel verwendet werden, um die natürliche Bodenflora und -fauna zu erhalten.
Wir Kletterer nahmen den Brunnen gerne an. Auch Kinder haben Spaß an dem Wasserspiel. Unseren Aktionstag mit Inbetriebnahme des Brunnens schlossen wir mit Grillen ab – diesmal mit gewaschenen Händen.
Herzlichen Dank für die Teilhabe an dem Brunnenbau! Ich bin sehr erstaunt darüber, wie schnell das Bohren offenbar voranging. Schon länger möchten wir uns einen Brunnen im eigenen Garten bohren lassen, doch konnten wir uns lange Zeit nicht für ein Design entscheiden. Deshalb ließ ich gestern die Nachbarn mitentscheiden, sodass die Grundbohrungen schon nächsten Monat endlich beginnen können.