Text und Fotos: Bernd Limbach
Ein zusätzlicher Termin zum Klettern stand am heutigen Sonntag auf dem Programm, da der ursprüngliche Termin für den Meisterstein im Juni abgesagt werden musste. Freundlicherweise bot uns die DAV-Sektion Hochsauerland in Person ihres Vorsitzenden Paul Steinacker an, an diesem Sonntag zum Meisterstein zu kommen. Und der Besuch sollte sich wieder lohnen!
15 Mitfahrer, Carsten und seine zwei Kleinen sowie Klaus, Mike mit Niklas und Christian, Familie Böger, Rainer, Marie und Martina mit Kletterhund Sam und Bernd. Dazu noch 30 Klettersteiggeher des DAV Hochsauerland und weitere 15 aus Mülheim. Und nicht zu vergessen die Taucher mit Anhang. Es war also Halligalli angesagt. Und trotzdem störten wir uns alle dabei nicht, denn die Taucher tauchten (und grillten), die Klettersteiggeher kletterstiegen und die Kletterer mühten sich im Vor- und Nachstieg in der Übungs- und der Schwarzen Wand ab.
Wir waren nunmehr zum dritten Mal am Meisterstein und bisher waren wir immer via den Klettersteig und der Abseilroute in den Meisterstein eingestiegen. Diesmal lief es anders. Durch das Training des DAV Hochsauerland und durch die Taucher war der Zugang offen, so dass wir völlig unspektakulär durch den Tunnel zum See und den ihn einschließenden Wänden gelangten. An den Klettersteig und das anschließende Abseilen brauchten wir nicht einmal zu denken. Auch wenn der attraktiv ist, so ließen wir dem DAV Hochsauerland den Vortritt. Als wir ankamen, war der ganze Klettersteig voll besetzt und es staute sich bereits. Dies ist eine Situation, die wohl sehr häufig auftritt, besonders wenn sich Klettersteiggeher falsch eingeschätzt haben und dann nur noch sehr langsam vorankommen. Kommen dann noch viele Menschen hinzu, kommt es unweigerlich zum Stau. Auf ein Umdrehen kann man nicht unbedingt bauen. Auch ein Passieren hat so seine Tücken. Im Meisterstein war es aber nur die schiere Anzahl an Leuten, die den Tag zum Üben nutzten.
Da über die Hälfte der Mitfahrenden zum ersten Mal am Meisterstein waren, orientierten wir uns erst einmal. Da war nordöstlich hinter den Birken die Übungswand mit drei Vierer-Routen und einer 6+ versteckt. Östlich, direkt neben uns, wo die Klettersteiggeher ankamen, lag der Sporn mit drei Routen im 3. Schwierigkeitsgrad, die aber vom DAV in Beschlag genommen waren. Dort war zumindest an einer Route ein provisorischer Klettersteig aufgebaut. Eine zweite Dreier-Route verlief durch den Übungsklettersteig und fiel für uns somit zuerst auch flach. Im Süden, links neben dem Eingang, lag die Schwarze Wand, aufgeteilt in eine linke und eine rechte Hälfte.
Da die Übungswand bereits in den Morgenstunden von der Sonne beschienen wurde, wurden die Kletterrouten nicht nur durch das individuelle Können zu einer heißen Sache. Am frühen Nachmittag kam die Truppe dann zur Schwarzen Wand zurück, um sich abzukühlen. Bis dahin wurden alle Routen im Vor- und Nachstieg bezwungen. Dabei meisterte Marie gleich beim ersten Mal souverän ihren Vorstieg in einer Vierer-Route im Fels. Gut gemacht! Auch ist das Klettern in der Übungswand sehr fotogen, denn der von steilen Wänden eingekesselte See ziert ihn. Es ist wirklich ein schönes Fleckchen Erde, was es zum Klettern zu erhalten gilt.
Währenddessen gab es bei der Schwarzen Wand zwischen unseren Kletterern, den Zurückgekehrten und den mit ihren Tauchflossen ausgerüsteten Tauchern einen regen Austausch: „Ihr habt aber breite Kletterschuhe an!“ „Damit klettern wir voll auf Reibung“, bekamen wir als Antwort zu hören.
Neben kommunikativen Spitzfindigkeiten wurde die Schwarze Wand von unseren besten Kletterern im Vorstieg angegangen. Genau diese Herausforderung suchten sie auch, selbst als sie dort in ihren Grenzbereich kamen. Sie waren das erste Mal am Meisterstein. Nachdem im mittleren Teil der Schwarzen Wand eine 5+ und weiter links eine weitere 5+ geklettert waren, nahm sich Niklas in der Route neben dem Höhlenausgang (6+) zuerst das überhängende Stück und dann den Rest vor. Das überhängende Stück traute ich mich lediglich im Nachstieg, schwang bei den ersten beiden Versuchen aus der Wand und pendelte zum Durchgang hinaus. Aber ich lernte dazu, passte meine Züge den Möglichkeiten des Felsens an und konnte sie überwinden. Und das nur, um mir schließlich den Vorwurf gefallen lassen zu müssen, oben die zweite Schlüsselstelle umgangen zu haben.
Der neue Kletterführer des Sauerlands scheint hier im linken Teil der Schwarzen Wand zwei Routen nicht eingezeichnet zu haben. Da es aber die erste Auflage ist, ist dies nicht weiter schlimm, denn wir wissen auch nicht, ob es sich hier noch um Projekte handelt, die noch nicht dokumentiert wurden.
Die Schwarze Wand forderte Niklas und Mike wohl nicht vollkommen, so dass sie sich an der – laut Kletterführer – längsten Route im Sauerland versuchen wollten. „Und ewig singt die Hilti“, eine 7+ mit ca. 45 m Kletterhöhe und einem Bedarf an 15 Expressen. Reine Reibungskletterei war dies und sie wurde nach ausgiebigem Abwägen der Risiken und des persönlichen Könnens aufgegeben.
Neben dem Klettern, dem Klettersteigen und dem Tauchen konnten wir aber auch noch etwas ganz anderes in Erfahrung bringen. Einige Leser und Leserinnen mögen mitbekommen haben, dass im Meisterstein einige Felsbereiche bis Ende Juli gesperrt waren. Grund war eine Uhubrut, die erfreulicherweise erfolgreich war. An der noch nicht zum Klettern freigegebenen versteckten Wand befand sich die Kinderstube eines kleinen Uhus. Dabei saß der Uhupapa tagsüber in einem Baum im südwestlichen Teil der Schwarzen Wand und ging erst nachts auf die Jagd. Offensichtlich hielten sich alle Besucher des Meistersteins an die Verbote der betroffenen Bereiche. Wenn das nicht ein schönes Beispiel für die Koexistenz von Naturschutz und Klettern war!